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Säuberungsausschuß für das Erziehungswesen umgehend aufzustellen. Die Entnazi
fizierung sollte bis zum 15. Dezember beendet werden - bei größeren Verzögerun
gen würden die leitenden Beamten zur Rechenschaft gezogen werden 106 . Die Kon
stituierung des Säuberungsausschusses verzögerte sich. Der zuerst als Vorsitzender
vorgesehene Oberschulrat Paul Beining erkrankte und verstarb. Der von Jung als Er
satz vorgeschlagene kommissarische Schulrat Wilhelm Diener wurde von der Mili
tärregierung abgelehnt, die stattdessen die Ernennung des Stadtschulrates Friedrich
Margardt durchsetzte 107 . Der Ausschuß nahm am 14. Dezember 1945 seine Arbeit
auf. Er tagte dreimal wöchentlich und verhandelte pro Sitzung ungefähr 50 Fälle; in
Zweifelsfällen wurde der betroffene Lehrer auch persönlich vorgeladen. Margardt
rechtfertigte die langsame Arbeitsweise seines Ausschusses: Die sorgfältige Prüfung
der Einzelfälle (bei etwa 4.000 Lehrern) koste Zeit 108 .
Bis Ende 1946 hatte der Säuberungsausschuß in 122 Sitzungen 2.582 Fragebögen
überprüft. In 2.266 Fällen war die Untersuchung abgeschlossen und 1.335 Akten an
den CSE weitergeleitet worden. Vorsitzender Margardt wehrte sich erfolgreich gegen
die Forderung der Militärregierung, die Entnazifizierung bis zum 31. Dezember 1946
abzuschließen: Trotz konzentrierten Arbeitens sei die Einhaltung dieses Termins
unmöglich 109 . Die ersten Epurationsbescheide (Kreise St. Ingbert und Ottweiler)
wurden im Januar 1947 veröffentlicht 110 . Erst fünf Monate später übersandte die Mi
litärregierung weitere Epurationslisten an die Verwaltungskommission 111 . Trotzdem
beschwerte sich die Militärregierung darüber, daß die Sanktionen nicht vor Schulbe
ginn durchgeführt worden waren. Um eine Störung des Unterrichts zu vermeiden,
wurden die Maßnahmen auf die Weihnachtsferien verschoben 112 . Die Militärregie
rung forderte zwar die Durchführung der Epurationsbescheide, hatte aber anderer
seits den betroffenen Lehrern seit Ende 1946 die Möglichkeit eingeräumt, über die
Kultusbehörde dagegen Einspruch einzulegen. Der CSE und auch die Militärregie
rung milderten einige Entscheidungen ab 113 .
Am 1. Februar 1946 hatte Emil Straus Jung als Leiter des Erziehungswesens im Re
gierungspräsidium abgelöst. Jung übernahm die Vorbereitungsarbeiten für die Grün
dung einer Saar-Universität 114 . Straus war seit 1919 als Handelsschullehrer im Saar
106 GMSA/DAA/EDU 4245: Paynel an Jung, 20.11.1945; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g.
107 Jung: Vermerk, 23.11.1945; GMSA/DAA/IC 5401: Grandval an Neureuter, 18.12.1945; Neureuter an
Grandval, 20.12.1945; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g.
108 Margardt an Jung, 23.1.1946; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g.
109 Margardt an Müller, 9. u. II.12.1946; LA SB Min/Kultus ZII A 2 g.
110 ABLSaar Nr. 5/47 (28.1.1947), S. 21 ff.
in VK/Personalreferat: Aufstellung, 14.6.1947; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g.
112 GMSA/DAA/IC 8385: Grandval an Müller, 18.9.1947; LA SB VK 195/14.
113 GMSA/DAA/IC-EPU 7244: Leroy an Straus, 28.7.1947; Margardt an Straus, 14.8.1947; LA SB
Min/Kultus Z II A 2 g. GMSA/DAA/EDU: Grandval an Straus, 29.11.1946; LA SB Min/Kultus Z II A
2 g. Siehe auch: Mitteilung der Kultusbehörde an die Lehrerin S., 2.6.1947; Ergebnisse der CSE-Sit-
zung, 13.9.1947; LA SB OSR I-SPR 14/48 u. LA SB VK 195. Die KP-Bezirksleiter protestierten ge
gen den illegalen Erlaß von Epurationsbescheiden gegen eine Anzahl von Lehrern; "Neue Zeit”
Nr. 55/47 (29.10.1947), S. 1.
114 Neureuter: Entscheidung, 26.1.1946; AP GG d.7-S. Ob die politische Belastung Jungs für die Ablösung
ausschlaggebend gewesen war, ist eher zweifelhaft. Den Vorwurf, ab 1933 NSLB-Mitglied gewesen zu