Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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Säuberungsausschuß für das Erziehungswesen umgehend aufzustellen. Die Entnazi 
fizierung sollte bis zum 15. Dezember beendet werden - bei größeren Verzögerun 
gen würden die leitenden Beamten zur Rechenschaft gezogen werden 106 . Die Kon 
stituierung des Säuberungsausschusses verzögerte sich. Der zuerst als Vorsitzender 
vorgesehene Oberschulrat Paul Beining erkrankte und verstarb. Der von Jung als Er 
satz vorgeschlagene kommissarische Schulrat Wilhelm Diener wurde von der Mili 
tärregierung abgelehnt, die stattdessen die Ernennung des Stadtschulrates Friedrich 
Margardt durchsetzte 107 . Der Ausschuß nahm am 14. Dezember 1945 seine Arbeit 
auf. Er tagte dreimal wöchentlich und verhandelte pro Sitzung ungefähr 50 Fälle; in 
Zweifelsfällen wurde der betroffene Lehrer auch persönlich vorgeladen. Margardt 
rechtfertigte die langsame Arbeitsweise seines Ausschusses: Die sorgfältige Prüfung 
der Einzelfälle (bei etwa 4.000 Lehrern) koste Zeit 108 . 
Bis Ende 1946 hatte der Säuberungsausschuß in 122 Sitzungen 2.582 Fragebögen 
überprüft. In 2.266 Fällen war die Untersuchung abgeschlossen und 1.335 Akten an 
den CSE weitergeleitet worden. Vorsitzender Margardt wehrte sich erfolgreich gegen 
die Forderung der Militärregierung, die Entnazifizierung bis zum 31. Dezember 1946 
abzuschließen: Trotz konzentrierten Arbeitens sei die Einhaltung dieses Termins 
unmöglich 109 . Die ersten Epurationsbescheide (Kreise St. Ingbert und Ottweiler) 
wurden im Januar 1947 veröffentlicht 110 . Erst fünf Monate später übersandte die Mi 
litärregierung weitere Epurationslisten an die Verwaltungskommission 111 . Trotzdem 
beschwerte sich die Militärregierung darüber, daß die Sanktionen nicht vor Schulbe 
ginn durchgeführt worden waren. Um eine Störung des Unterrichts zu vermeiden, 
wurden die Maßnahmen auf die Weihnachtsferien verschoben 112 . Die Militärregie 
rung forderte zwar die Durchführung der Epurationsbescheide, hatte aber anderer 
seits den betroffenen Lehrern seit Ende 1946 die Möglichkeit eingeräumt, über die 
Kultusbehörde dagegen Einspruch einzulegen. Der CSE und auch die Militärregie 
rung milderten einige Entscheidungen ab 113 . 
Am 1. Februar 1946 hatte Emil Straus Jung als Leiter des Erziehungswesens im Re 
gierungspräsidium abgelöst. Jung übernahm die Vorbereitungsarbeiten für die Grün 
dung einer Saar-Universität 114 . Straus war seit 1919 als Handelsschullehrer im Saar 
106 GMSA/DAA/EDU 4245: Paynel an Jung, 20.11.1945; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g. 
107 Jung: Vermerk, 23.11.1945; GMSA/DAA/IC 5401: Grandval an Neureuter, 18.12.1945; Neureuter an 
Grandval, 20.12.1945; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g. 
108 Margardt an Jung, 23.1.1946; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g. 
109 Margardt an Müller, 9. u. II.12.1946; LA SB Min/Kultus ZII A 2 g. 
110 ABLSaar Nr. 5/47 (28.1.1947), S. 21 ff. 
in VK/Personalreferat: Aufstellung, 14.6.1947; LA SB Min/Kultus Z II A 2 g. 
112 GMSA/DAA/IC 8385: Grandval an Müller, 18.9.1947; LA SB VK 195/14. 
113 GMSA/DAA/IC-EPU 7244: Leroy an Straus, 28.7.1947; Margardt an Straus, 14.8.1947; LA SB 
Min/Kultus Z II A 2 g. GMSA/DAA/EDU: Grandval an Straus, 29.11.1946; LA SB Min/Kultus Z II A 
2 g. Siehe auch: Mitteilung der Kultusbehörde an die Lehrerin S., 2.6.1947; Ergebnisse der CSE-Sit- 
zung, 13.9.1947; LA SB OSR I-SPR 14/48 u. LA SB VK 195. Die KP-Bezirksleiter protestierten ge 
gen den illegalen Erlaß von Epurationsbescheiden gegen eine Anzahl von Lehrern; "Neue Zeit” 
Nr. 55/47 (29.10.1947), S. 1. 
114 Neureuter: Entscheidung, 26.1.1946; AP GG d.7-S. Ob die politische Belastung Jungs für die Ablösung 
ausschlaggebend gewesen war, ist eher zweifelhaft. Den Vorwurf, ab 1933 NSLB-Mitglied gewesen zu
	        
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