Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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massiven staatlichen Geldschöpfung, des Wirtschaftsaufschwungs und der sinken 
den Arbeitslosigkeit stiegen die Einkommen trotz des Lohnstops in den dreißiger 
Jahren stärker, als die private Nachfrage von der Güterseite her im Zeichen der 
Aufrüstung befriedigt werden konnte und sollte. Die Lösung des Problems, das 
Ausmaß der staatlichen Geldschöpfung zu verdecken, wurde in der „geräuschlosen 
Kriegsfinanzierung“ gesucht, einer Lösung, die wiederum unmittelbar zu den Wur 
zeln des Schwarzen Marktes in der Nachkriegszeit führte. 35 
Die Neuverschuldung des Reiches nahm mit Herannahen des Krieges rapide zu. 36 
Während der I. Weltkrieg jedoch zu erheblichem Teil aus direkten öffentlichen 
Anleihen beim Publikum und aus Steuererhöhungen finanziert worden war, scheute 
das „III. Reich“ aus psychologischen Gründen vor einer direkten Belastung der 
Bevölkerung zurück. 37 Abgesehen davon, daß finanzielle Leistungen aus den besetz 
15 Zu Finanzpolitik und geräuschloser Kriegsfinanzierung s. neben der bereits genannten 
Literatur im Überblick: Stucken, Geld- und Kreditpolitik, S. 146 ff., 172 f.; Lanter, Kriegs 
finanzen (mit Nachweis der älteren Literatur); Samuelson, Le Mark, S. 161 ff.; Herbst, Der 
Totale Krieg, S. 410 ff. - Umfassender: van Scherpenberg, Finanzwirtschaft, S. 21 ff. 
Klein, German Money. Davin, Les finances de 1939 ä 1945, Bd. 2, der die nationalsozialisti 
sche Politik als keynesianisch interpretiert. Wesentlich knapper, aber mit der Erfahrung des 
„Insiders“: Federau, Der Zweite Weltkrieg - Federau war als Mitarbeiter des Direktoriums 
der Deutschen Girozentrale/Deutschen Kommunalbank an der Mobilisierung der vom 
Reich benötigten Gelder wesentlich beteiligt - und Schwerin von Krosigk, Wie wurde der 
Zweite Weltkrieg finanziert? Zur deutschen ftnanzwissenschaftlichen, auch z. B. die be 
triebswirtschaftlichen Probleme einbeziehenden Diskussion s. u. a. die Beiträge in: Weltwirt 
schaftliches Archiv 51 (1940). Petzina, La politique financiere. Hansmeyer u. Caesar, 
S. 411 ff. (mit Nachweis der älteren Literatur). Jacobsson, Le financement de la guerre, griff 
u. a. auf die Jahresberichte der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel zurück 
sowie auf Gespräche mit deutschen Fachleuten. Im Sommer 1945 konnte Richard W. Lind 
holm noch - später für westliche Forscher nicht mehr zugängliche - Akten des Statistischen 
Reichsamtes im Berliner Ostsektor auswerten: German Finance, unter vergleichender Frage 
stellung. Breite Aufarbeitung der während des Krieges erschienenen Literatur bei Frei, Die 
theoretischen Grundlagen. 
Nach Fertigstellung des ursprünglichen Manuskriptes dieser Arbeit erschien Boelcke, Die 
Kosten von Hitlers Krieg. Es ist neben dem Überblick in Stolper, Häuser u. Borchardt 
und der Arbeit van Scherpenbergs eine der wenigen Darstellungen, welche einige der hier 
interessierenden, über den Zusammenbruch hinausgreifenden Fragestellungen verfolgt; 
dank dieses Werkes können die finanzpolitischen Zusammenhänge im folgenden z. T. ge 
raffter dargestellt werden. 
Auch in marxistischer Analyse mußten die finanzpolitischen Methoden zum Staatsbankrott 
führen. Vgl. u. a. Bettelheim, L’economie allemande, Bd. 2, S. 126 ff., 148 ff. Allerdings 
waren die Methoden in seiner Sicht nicht Folge der Expansionspolitik des Regimes, sondern 
dieses mußte für die im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs wachsenden privaten Gewinne 
Anlagemöglichkeiten finden. Als hierfür der Binnenmarkt nicht mehr ausreichte, wandte das 
Regime sich nach außen; der Krieg war demnach durch die nationalsozialistische Finanzpo 
litik bedingt, die ihrerseits notwendige Folge der Wirtschafts- und Sozialstruktur des Deut 
schen Reiches war. 
Überblick über Umfang und Struktur der Verschuldung in: Deutsches Geld- und Bankwe 
sen, S. 313. Genauer zur Verschuldung und zur Technik ihrer Durchführung Dieben, Die 
innere Reichsschuld. 
Vergleichender Überblick über die Kriegsfinanzierung im I. und II. Weltkrieg: Schmölders, 
Geldpolitik, S. 337 ff.; Lütge, Die deutsche Kriegsfinanzierung; Lapp, Die Finanzierung der 
Weltkriege.
	        
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