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Schwierigkeiten und mit den Planungen des Kontrollrates, dessen Arbeitsdirekto
rium im Dezember 1947 eine Angleichung der Kriegsopferversorgung an die Unfall
versicherung auf niedrigstem Niveau beschloß. Aus diesem Geflecht von Einflüssen
entwickelten sich harte Konflikte mit der Besatzungsmacht, die bis zu Rücktrittsdro
hungen der Ministerpräsidenten Peter Altmeier und Gebhard Müller führten. Daher
realisierten die deutschen Regierungen, Landtage und Verbände auch kaum mehr,
daß sie 1949 Lösungen durchsetzten, welche denen in den anderen Zonen überlegen
waren: Nicht nur das Versorgungsniveau lag, trotz aller Unterschiede, im Südwesten
insgesamt höher, sondern auch die eigenständige Kriegsopferversorgung blieb erhal
ten. Die Genehmigung des rheinland-pfälzischen Gesetzes trug den Franzosen einen
offiziellen Protest der Briten und Amerikaner ein, welche gegenüber ähnlichen For
derungen in ihren Zonen hart geblieben waren. Nach der Genehmigung des Geset
zes erwies sich allerdings, daß Militärregierung und deutsches Finanzministerium
mit ihren Bedenken recht gehabt hatten: weder das Land noch die Bundesrepublik
waren in der Lage, das offiziell durchgesetzte Versorgungsniveau in voller Höhe
auch zu realisieren, und die Landesregierung schwenkte stillschweigend auf wesent
liche Positionen der Militärregierung ein.
Konzeptionell hat die Kriegsopferpolitik in der französischen Zone mit der Beibe
haltung eines eigenen Versorgungssystems, wie später in der Bundesrepublik, primär
kausale, an der Schadensursache orientierte sozialpolitische Leitbilder verfolgt. Zu
gleich erhielt die Kriegsopferversorgung im Südwesten aber durch das starke Ge
wicht, welches Berufsfürsorge und Wiedereingliederung der Beschädigten hier —
beispielsweise im Gegensatz zur Haltung der britischen Militärregierung — einnah-
men, auch starke finale Elemente der Kompensation des Schadens.
5. Sowohl Sozialversicherung wie Kriegsopferversorgung erweisen, daß außerparla
mentarische Kräfte in der französischen Zone ein erhebliches politisches Gewicht
erhalten konnten.
Allain Lattard hat in der bisher einzigen umfangreicheren Arbeit zur Gewerkschafts
entwicklung für Rheinland-Pfalz gezeigt, daß die Gewerkschaften nicht — wie
bislang angenommen — unterdrückt, sondern vielfach in ihrer Entwicklung geför
dert wurden, jedoch fast ausschließlich im Interesse eines reibungslosen Funktionie-
rens der Wirtschaft und ohne weitergehende Berücksichtigung gewerkschaftlicher
Zielsetzungen. 2 Die Aktion der verschiedenen politischen Kräfte in der Sozialpolitik
ergibt ein etwas anderes Bild; methodisch ergänzen sich insofern Organisationsge
schichte und Geschichte der politischen Wirkungsmöglichkeiten gegenseitig. Der
Gesichtspunkt ökonomischer Effizienz war für den Besatzungsapparat zentral; aber
er diente innerhalb der französischen Verwaltung auch den auf eine „Demokratisie-
rungs“-Politik setzenden Kräften als Alibi gegenüber den nur an einer wirtschaftli
chen Nutzung interessierten Kräften. In der praktischen Politik erhielten die Ge
werkschaften ein erhebliches Gewicht. Amtliche Zulassungsdaten der Gewerkschaf
ten, aufgrund derer die französische Gewerkschaftspolitik bislang als besonders
restriktiv bewertet wurde, sind für die Beurteilung der Arbeitsmöglichkeiten in der
Lattard, Syndicalisme.