35
schaftliche Bewirtschaftungssystem bereits vor. Die Devisenzwangswirtschaft wur
de im Deutschen Reich in der Folge der Bankenkrise seit Juli 1931 eingeführt und
nach 1933 stufenweise zu einem breiten Instrumentarium von Devisenkontrollen,
Einfuhrbeschränkungen, Exportsubventionen und bilateralen Verrechnungssyste
men ausgebaut. 5 6 Aus der Nachkriegsperspektive gesehen, hatte diese Politik mehr
fache Wirkungen.
Zwar behielt das Reich im Gegensatz zum Sterling-Block auch nach der amerikani
schen Abwertung 1934 und dem Auseinanderfallen des „Goldblocks“ (Frankreich,
Italien, Schweiz, Belgien, Niederlande, Polen) ab 1934/36 die Goldparität der
Reichsmark bei, doch wurde diese zusehends fiktiv. Heinrich Irmler hat die tat
sächliche Aufwertungsrate der Reichsmark allein für die Jahre 1931 bis 1937 ge
genüber diesen Ländern durchschnittlich auf 51 % geschätzt, gegen Frankreich auf
63,19%.® Damit erweisen sich quantitative Berechnungen zur alliierten Außenhan
delspolitik nach 1945, welche von offiziellen Wechselkursen der Vorkriegszeit
ausgehen, aufgrund der ordnungspolitischen Konstellation als problematisch. Die
erhebliche Überbewertung der Reichsmark bereits lange vor Kriegsausbruch muß
z. B. bei der Berechnung der vermuteten französischen Devisengewinne aus der
Zone berücksichtigt werden, was bislang nicht geschehen ist.
Schwere Belastungen für die Nachkriegszeit ergaben sich zugleich durch die Büro
kratisierung und Bilateralisierung des Außenhandels und durch die Veränderun
gen in der regionalen Struktur der Welthandelsverbindungen. Auch hier sind welt
weite Bilateralisierungstendenzen, spezifisch deutsche Maßnahmen während der
dreißiger Jahre und alliierte Nachkriegsmaßnahmen in ihrem Gewicht schwer
5 Zur Außenwirtschaftspolitik seit 1931 s. neben den im folgenden zitierten Werken unter
anderem: Im Überblick Boelcke, Die deutsche Wirtschaft, S. 100 ff. Breite Aufarbeitung der
vor 1945 erschienenen Literatur bei Frei, Die theoretischen Grundlagen, S. 85 ff. Zur Früh
zeit: Barkai, Wirtschaftssystem, bes. S. 135 ff., und Doering, Außenwirtschaftspolitik. Zum
Ausbau zentralverwaltungswirtschaftlicher Ansätze nach 1936: Petzina, Autarkiepolitik.
Wie Frei in Analyse aus keynesianischer Position: Mandelbaum, Vollbeschäftigungsexperi
ment (in kritischer Bewertung auch der deutschen Abwertungsmöglichkeiten), sowie Erbe,
Wirtschaftspolitik, bes. S. 12 ff., 69 ff. In neo-liberaler Perspektive: Besciani-Turroni, Ein
führung, bes. S. 227 ff. Aus der zeitgenössischen Wirtschaftsraumdebatte s. z. B.: Andreas
Predöhl, Handelshemmnisse, demzufolge der „kurzfristige Kriegseinfluß ... vorwärts zu
neuen Formen weltwirtschaftlichen Austauschs“weise (S. 219). Zur ideologischen und politi
schen Entwicklung: Gruchmann, Nationalsozialistische Großraumordnung. Umfassend zur
Problematik von Autarkie und Großwirtschaftsraumkonzeptionen bis Kriegsausbruch: Al
fred Kube, Pour le Merite, und ders., Außenpolitik, mit kritischem Überblick über die
Literatur; Kube zeigt u. a., daß die Realisierung der deutschen Wirtschaftsdominanz in
Südosteuropa allerdings in den Anfängen stecken blieb. Gerade im Hinblick auf die Nach
kriegswirkungen bedarf die Gesamtheit der nationalsozialistischen Außenhandelspolitik
demnach noch einer gründlicheren Aufarbeitung. Zu weiteren Regionen: Klaus Wittmann,
Schwedens Wirtschaftsbeziehungen zum Dritten Reich 1933-1945, München 1978; Hans-
Jürgen Schröder, Deutschland und die Vereinigten Staaten 1933-1939. Wirtschaft und
Politik in der Entwicklung des deutsch-amerikanischen Gegensatzes, Wiesbaden 1970. Zur
Kriegszeit u. a. Hans-Erich Volkmann, NS-Außenhandel im „geschlossenen“ Kriegswirt
schaftsraum (1939-1941), in: Forstmeier u. Volkmann (Hg.), Kriegswirtschaft, S. 92-133;
Freymond, Le Ille Reich.
6 Irmler, Bankenkrise, S. 301 ff.