Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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trollrat 1946/47 ausarbeitete und teilweise verabschiedete. Den finanziellen Interes 
sen der Besatzungsmacht lief diese Politik diametral entgegen. Sowohl absolut wie 
relativ pro Kopf der Bevölkerung 60 erhielten die Kriegsopfer in Baden die höchsten 
Leistungen. Unter anderem führte dies dazu, daß die mehrfachen Planungsansätze 
für eine Neuordnung schließlich von deutscher Seite zurückgestellt wurden, weil 
eine solche in Anbetracht der Entwicklung in der Bizone nur Verschlechterungen 
hätte bringen können. Enge Interaktion zwischen deutscher und französischer Ver 
waltung, französische Traditionen der Kriegsopferversorgung, politische Konstella 
tionen im Vorfeld des Kampfes um den Südweststaat und Verwaltungskontinuitäten 
wirkten bei der Herausbildung dieses Leistungsniveaus zusammen. Baden war auch 
das einzige Land, in dem die Traditionen der Kriegsopferversorgung der Weimarer 
Republik, welche das Bundesversorgungsgesetz 1950 wieder aufnehmen sollte, fast 
ungemindert fortgalten. Allmählich wieder abgebaut wurden allerdings Teile des 
Versorgungssystems, das daneben im „III. Reich“ errichtet worden war. Der Verlauf 
der badischen Kriegsopferpolitik spiegelte dabei noch einmal die Schwierigkeiten 
wider, in der Sozialpolitik des „III. Reiches“ zwischen traditionellen und spezifisch 
„militaristischen“ oder „nationalsozialistischen“ Elementen zu unterscheiden. Die 
anderen Länder der französischen Zone kamen zu Lösungen, die im Vergleich zur 
Bizone zwar auf ähnlicher Linie lagen, jedoch von vornherein einen schärferen 
Bruch mit dem „III. Reich“ bedeuteten. 
60 Vgl. dazu Tabellen 18-19, unten S. 522-525.
	        
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