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Zone, die eigentliche Organisationsgeschichte des Wiederaufbaues verfolgt. Bis 1949
sind die hier genannten vier Verbände, unter denen der Reichsbund in der französi
schen Zone noch nicht zugelassen war, politisch ausschlaggebend gewesen. Doch
auch danach, als sich rasch wohl an die einhundert kleinere Organisationen von oft
nur lokaler Bedeutung bildeten, 13 behielten diese vier Verbände ihre Bedeutung. Sie
sind es, die seit 1950 die Kriegsopfer beispielsweise im Beratenden Beirat für Versor
gungsrecht beim Bundesarbeitsministerium und im Bundesausschuß der Kriegsbe
schädigten- und Kriegshinterbliebenenfürsorge, aber auch in zahlreichen anderen offi
ziellen und offiziösen Gremien von der lokalen bis zur Bundes-Ebene vorwiegend
vertreten. 14 VdK und Reichsbund repräsentieren dabei alle Kategorien von Behin
derten und Sozialrentnern. Daneben und teilweise in Konkurrenz zu ihnen haben
sich mit den Organisationen der Kriegsblinden und der Hirnverletzten nur zwei
weitere, kleinere Spezialverbände, deren Tradition bis zum I. Weltkrieg zurückreicht,
in ähnlicher Weise durchsetzen können.
b) Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner
Deutschlands (VdK)
Der VdK, in dem sich 1948/50 die meisten Kriegsopferverbände der amerikanischen
und französischen Zone zusammenschlossen, ist der größte deutsche Kriegsopfer
verband und, nach eigenen Angaben, die größte Kriegsopfer- und Behindertenorga
nisation der Welt. 1 *
Die frühesten Organisationsinitiativen, die allerdings 1946 wieder unterbrochen
wurden, erfolgten 1945 in der amerikanischen Zone. 16 In Stuttgart wurde am 12.
Juli 1945 ein Verband der Württembergischen Kriegsbeschädigten und Kriegshinterblie
benen aus den beiden Weltkriegen 1914/18 und 1939/45 gegründet und am 28. Sep
tember von der amerikanischen Militärregierung zugelassen. 17 Zu diesem Zeitpunkt
13 Vgl. dazu die Untersuchung von Donner, der für 55 dieser Verbände und Vereine genauere
Angaben nach dem Stand von Ende 1958 zusammenstellen konnte. Die genaue Zahl der
Kriegsopferverbände ist nicht bekannt.
14 Vgl. Szilagi, S. 80, und für die 1950er Jahre Donner, S. 32.
11 Aufgabe und Leistung, S. 121.
Mitgliederzahlen des VdK
Jan. 1950 676 530
Feb. 1951 ca. 1000 000
davon Kriegsopfer
Frauen
1955 ca. 1 500 000
ca. 1 350 000
1970 ca. 1 500 000
1982 ca. 1 200 000
ca. 1 380 000
ca. 600 000
Quellen: Donner, S. 7; Szilagi, S. 85; Die große Gemeinschaft, Hg. VdK Deutschland,
*1982, S. 15.
16 Zur Geschichte des VdK s. neben den in Anm. 6, 11, 15, 21, 23 u. 25 zitierten Werken eine
Übersicht des Präsidenten des VdK: Karl Weishäupl, Die Bedeutung des VdK für die
Nachkriegsgeschichte der deutschen Sozialpolitik, in: Bartholomäi u. a. (Hg.), S. 489-495.
1987 nennt sich der VdK, abweichend vom Gründungsnamen, Verband der Kriegs- und
Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands.
17 Vgl. 25 Jahre VdK Baden-Württemberg, S. 10 ff.; Solidarität-Weg in die Zukunft, S. 19 ff.