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die letzten Ansätze zu einer Sonderentwicklung im Südwesten zu beseitigen. Als ein
dritter Faktor brach damit in der französischen Politik wieder der alte Zielkonflikt
um die politische Zentralgewalt in Deutschland auf, der im Zusammenhang mit der
Ausarbeitung des Grundgesetzes die höheren französischen Entscheidungsebenen
in diesen Monaten laufend beschäftigte. Gerade an der Sozialversicherung wurden
die Gegensätze zwischen Pariser Konzeptionen und Rückwirkungen der praktischen
Besatzungspolitik in Deutschland erneut besonders deutlich.
Der Konflikt begann, als am 17./18. September 1948 die Landes-Arbeitsminister
erstmals nicht mehr nur zur Koordinierung ihrer Arbeiten zusammentrafen, sondern
in Rüdesheim eine feste Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der Bizonen-Verwaltung
für Arbeit eröffneten und bei dieser Gelegenheit die Vertreter der französischen
Zone, die mit beratender Stimme teilnahmen, enthusiastisch begrüßten. Hauptziel
der Konferenzen war die Vereinheitlichung der Sozialgesetzgebung auf trizonaler
Ebene. 10 In Paris reagierte Sauvagnargues sofort mit der Frage nach genauerer
Information über die Problematik der Vereinheitlichung der Sozialpolitik sowie der
Gewerkschaftsorganisationen. 11 Sein Telegramm hatte in Baden-Baden einen Wut
ausbruch des Kontrolloffiziers Labe zur Folge: was habe Herr Sauvagnargues sich in
unsere Verhandlungen einzumischen., wenn solche Nadelstiche weitergingen, müsse
man sich wieder einmal bei Deutschlandkommissar Michel Debre beschweren. 12 So
erhielt Paris eine höfliche, aber eindeutige Antwort.
Das Zwei-Zonen-Kontrollamt hatte zugleich die Franzosen eingeladen, künftig an
den zweimal monatlich stattfindenden Besprechungen der Arbeitsoffiziere teilzu
nehmen. Baden-Baden riet gegenüber Paris dringend dazu, sich nicht nur hieran zu
beteiligen, sondern auch auf deutscher Seite sowohl die Arbeitsminister gewähren zu
lassen als auch den Gewerkschaftlern die Teilnahme an bizonalen Konferenzen zu
gestatten und auf diese Weise auf allen Ebenen einen Einfluß der französischen
Zone auf die bizonale - und damit trizonale - Entwicklung zu sichern. Da die Briten
sich sehr viel weiter gehende Kontrollrechte Vorbehalten wollten als die Amerikaner,
böten diese Divergenzen bei den jetzt einsetzenden Detailplanungen auch gute
Chancen zur Durchsetzung französischer Konzeptionen. Zugleich müsse man aber
verhindern, daß die deutsche Seite die Alliierten gegeneinander ausspiele; hierfür sei
jedenfalls eine enge gegenseitige Absprache erforderlich, zumal nach Erlaß des
Besatzungsstatuts gegenüber den Deutschen Einwirkungsmöglichkeiten vielfach nur
noch durch persönliche Kontakte gegeben seien. 13 Außenminister Schuman akzep
tierte diese Linie ausdrücklich, allerdings unter der - reichlich illusorischen - Vor
aussetzung, daß dadurch keine Länderkompetenzen aufgegeben werden dürften. 14
In Koenigs Kabinett hatte man die Vorstellung, sozialpolitische Kompetenzen für
10 Telegramm der Direction du Travail an CGAAA, 28.9. 1948; AdO Colmar Cab. Koenig
C. 74/SA-Ih, Zitat ebd.
Telegramm Sauvagnargues an CCFA, 1. 10. 48; ebd.
Instructions du Contröleur general Labe, 1. 10. 1948, in Anlage zu dem Telegramm Sau
vagnargues’; ebd.
Telegramm von Arbeitsdirektor Schwartz an CGAAA, 2. 10. 1948; ebd.
Entwurf einer Note d’information, 14. 10. 1948; ebd.