Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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blieben aber in den alten elsässischen Kasematten. Die teilweise chaotischen Um 
stände, unter denen die Auflösung der Besatzungsverwaltung erfolgte, spiegelt sich 
im Zustand der Akten wider; ein geregelter Plan für die Überleitung des Personals 
existierte nicht, so daß viele Besatzungsangehörige von einem Tag auf den anderen 
ausschieden. Der Gesamtumfang der Bestände betrug nach französischer Auskunft 
vor Beginn der regulären Verzeichnung Anfang der 80er Jahre mit rund 8 km etwa 
das zweieinhalbfache des OMGUS-Kernbestandes. In sehr gutem Zustand befinden 
sich nur die Akten der badischen Militärregierung, da der letzte badische Gouver 
neur Barjeton die Ecole des Chartes absolviert hatte und die Akten vor der Abliefe 
rung nach einem zentralen Plan ordnen ließ. Die rheinland-pfälzischen Akten sind 
teilweise gut verzeichnet, darunter die umfangreichen Akten zur Sozialpolitik. Am 
schwierigsten ist die Situation für Württemberg-Hohenzollern, für das allerdings die 
besten zusammenfassenden Berichte vorliegen. Gleichfalls unterschiedlich, für die 
Sozialpolitik allerdings günstig, ist die Lage der Zentralakten der Baden-Badener 
Militärregierung sowie der französischen Kontrollratsgruppe in Berlin. Nur einge 
schränkt verwendbar sind bisher die Materialien des Pariser Commissariat general 
aux Affaires Allemandes et Autrichiennes, dessen Aktivität über die Parallelüberlie 
ferung jedoch weitgehend erschlossen werden kann. Sehr gut geordnet sind dagegen 
jetzt die reichhaltigen Bestände einiger wichtiger Abteilungen im Quai d’Orsay und 
in den Archives Nationales; die Altregistratur des Pariser Arbeitsministeriums ist 
allerdings offenbar in einigen Teilen vernichtet worden. Soweit die Akten in Colmar 
lagern, konnten sie nur paketweise sukzessive und zunächst ohne Kopiergenehmi 
gung im Quai d’Orsay in Paris benutzt werden, ein Umstand, durch den die Auswer 
tung des umfangreichen Materials sich über Jahre hinzog; erst seit 1986 sind die 
Akten direkt in Colmar zugänglich. Trotz der Schwierigkeiten in bestimmten Berei 
chen ist die Materiallage für manche Themen, darunter die Sozialpolitik, gut und 
teilweise sehr gut. Dabei ergab sich die Notwendigkeit, über die sozialpolitischen 
Spezialakten hinaus in breitem Maß auch die Akten der übergeordneten Entschei 
dungsebenen — Zentralverwaltungen in Paris, Konferenzen der Militärregierungen 
in Berlin und Baden-Baden, deutsche Ministerpräsidentenkonferenzen usw. — sy 
stematisch auszuwerten. Insgesamt erwies sich, daß die französische Aktenführung 
zumindest in der Zone selbst in den meisten Fällen gut bis sehr gut und so organisiert 
war, daß die wesentlichen Vorgänge auf bestimmten Entscheidungsebenen sehr 
vollständig zu erfassen waren. Umfangreiche Gegenkontrollen erlaubt die Tatsache, 
daß Parallel-Überlieferungen der französischen Verwaltungen in Koblenz, Bad Ems, 
Freiburg, Tübingen, Baden-Baden, Berlin und Paris vorliegen, so daß auch Lücken 
in einzelnen Akten auf diese Weise zu füllen waren. Bei der Benutzung der Bestände 
unterlag der Verfasser dabei keinerlei Einschränkungen, und sämtliche erbetenen 
Materialien wurden auch vorgelegt. 
Auch auf deutscher Seite hängt die Quellenlage eng mit der politischen Geschichte 
der französischen Zone zusammen: Da die Besatzungsmacht auf den meisten Gebie 
ten eine Politik der eigenständigen Entwicklung der Länder ihrer Zone verfolgte, ist 
das Material entsprechend gegliedert. Während in anderen Zonen für die meisten 
Probleme auf die zentralen Entscheidungsprozesse zurückgegriffen werden kann 
und die Länderebene eher ergänzend zu berücksichtigen ist, bildet diese in der
	        
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