14
blieben aber in den alten elsässischen Kasematten. Die teilweise chaotischen Um
stände, unter denen die Auflösung der Besatzungsverwaltung erfolgte, spiegelt sich
im Zustand der Akten wider; ein geregelter Plan für die Überleitung des Personals
existierte nicht, so daß viele Besatzungsangehörige von einem Tag auf den anderen
ausschieden. Der Gesamtumfang der Bestände betrug nach französischer Auskunft
vor Beginn der regulären Verzeichnung Anfang der 80er Jahre mit rund 8 km etwa
das zweieinhalbfache des OMGUS-Kernbestandes. In sehr gutem Zustand befinden
sich nur die Akten der badischen Militärregierung, da der letzte badische Gouver
neur Barjeton die Ecole des Chartes absolviert hatte und die Akten vor der Abliefe
rung nach einem zentralen Plan ordnen ließ. Die rheinland-pfälzischen Akten sind
teilweise gut verzeichnet, darunter die umfangreichen Akten zur Sozialpolitik. Am
schwierigsten ist die Situation für Württemberg-Hohenzollern, für das allerdings die
besten zusammenfassenden Berichte vorliegen. Gleichfalls unterschiedlich, für die
Sozialpolitik allerdings günstig, ist die Lage der Zentralakten der Baden-Badener
Militärregierung sowie der französischen Kontrollratsgruppe in Berlin. Nur einge
schränkt verwendbar sind bisher die Materialien des Pariser Commissariat general
aux Affaires Allemandes et Autrichiennes, dessen Aktivität über die Parallelüberlie
ferung jedoch weitgehend erschlossen werden kann. Sehr gut geordnet sind dagegen
jetzt die reichhaltigen Bestände einiger wichtiger Abteilungen im Quai d’Orsay und
in den Archives Nationales; die Altregistratur des Pariser Arbeitsministeriums ist
allerdings offenbar in einigen Teilen vernichtet worden. Soweit die Akten in Colmar
lagern, konnten sie nur paketweise sukzessive und zunächst ohne Kopiergenehmi
gung im Quai d’Orsay in Paris benutzt werden, ein Umstand, durch den die Auswer
tung des umfangreichen Materials sich über Jahre hinzog; erst seit 1986 sind die
Akten direkt in Colmar zugänglich. Trotz der Schwierigkeiten in bestimmten Berei
chen ist die Materiallage für manche Themen, darunter die Sozialpolitik, gut und
teilweise sehr gut. Dabei ergab sich die Notwendigkeit, über die sozialpolitischen
Spezialakten hinaus in breitem Maß auch die Akten der übergeordneten Entschei
dungsebenen — Zentralverwaltungen in Paris, Konferenzen der Militärregierungen
in Berlin und Baden-Baden, deutsche Ministerpräsidentenkonferenzen usw. — sy
stematisch auszuwerten. Insgesamt erwies sich, daß die französische Aktenführung
zumindest in der Zone selbst in den meisten Fällen gut bis sehr gut und so organisiert
war, daß die wesentlichen Vorgänge auf bestimmten Entscheidungsebenen sehr
vollständig zu erfassen waren. Umfangreiche Gegenkontrollen erlaubt die Tatsache,
daß Parallel-Überlieferungen der französischen Verwaltungen in Koblenz, Bad Ems,
Freiburg, Tübingen, Baden-Baden, Berlin und Paris vorliegen, so daß auch Lücken
in einzelnen Akten auf diese Weise zu füllen waren. Bei der Benutzung der Bestände
unterlag der Verfasser dabei keinerlei Einschränkungen, und sämtliche erbetenen
Materialien wurden auch vorgelegt.
Auch auf deutscher Seite hängt die Quellenlage eng mit der politischen Geschichte
der französischen Zone zusammen: Da die Besatzungsmacht auf den meisten Gebie
ten eine Politik der eigenständigen Entwicklung der Länder ihrer Zone verfolgte, ist
das Material entsprechend gegliedert. Während in anderen Zonen für die meisten
Probleme auf die zentralen Entscheidungsprozesse zurückgegriffen werden kann
und die Länderebene eher ergänzend zu berücksichtigen ist, bildet diese in der