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zember 1945 offiziell wieder aufgehoben worden war. 28 Damit waren die badischen
Rentner etwas ungünstiger gestellt als die Rentner in Württemberg-Hohenzollem,
wo Kredite der regionalen Reichsbankstellen bereits im November 1945 eine Ren
tennachzahlung für die Zeit bis August ermöglichten. 2 ’ Allerdings gab es auch hier
für das Verwaltungschaos typische Schwierigkeiten. So war für den früheren preußi
schen Regierungsbezirk Hohenzollern-Sigmaringen die Landesversicherungsanstalt
Rheinprovinz in Düsseldorf zuständig, doch zahlte die Post die Renten schlicht zu
Lasten der LVA Württemberg in Stuttgart, was diese allerdings erst nach Monaten
feststellte; der darauf folgende Streit mit Düsseldorf über einen Finanzausgleich
dauerte Jahre. * * * 10
Im Norden der Zone war die Situation der Rentenversicherung allein von den
Versicherungsträgern her noch komplizierter. Für die Regierungsbezirke Koblenz
und Trier war gleichfalls Düsseldorf zuständig, das eine Außenstelle in Andernach
unterhielt. Diese wurde zu Kriegsende zunächst als Betreuungsstelle für Sozialversi
cherte beim Oberversicherungsamt Koblenz nach Koblenz verlegt und Mitte 1946 der
LVA in Speyer unterstellt. Die bei der LVA in Kassel versicherten Rentner in
Hessen-Nassau sowie die der LVA Hessen in Darmstadt (später Frankfurt) zugehö
renden Versicherten auf dem linken Rheinufer waren jedoch von ihrer Zentrale
abgeschnitten. Für die Pfalz war die Landesversicherungsanstalt Westmark zustän
dig; die ursprüngliche LVA Pfalz in Speyer war am 1. Januar 1941 mit der LVA für
das Saarland zur LVA Saar-Pfalz in Saarbrücken vereinigt und am 5. April 1941
anläßlich der Einbeziehung Lothringens in die deutsche Sozialversicherung in LVA
Westmark umbenannt worden. Diese LVA Westmark, die in Speyer eine Außenstelle
für die Pfalz beibehalten hatte, wurde Ende 1944 nach Speyer zurückverlagert, und
mit der Besetzung Speyers durch die Amerikaner am 22./23. März 1945 löste sie sich,
wie es in einem späteren Bericht heißt, übernacht... wieder in ihre einzelnen Bestand
teile auf wenn auch die Trennung von der LVA Saarland offiziell erst am 20.
September 1945 erfolgte. 11 Zur Beschlagnahme der Geldmittel und der Räume ka
men der Zusammenbruch des Postverkehrs und - wie es rückblickend wohl etwas
übertrieben hieß - die Entlassung von über 90% der Fachkräfte im Zuge der ersten
Entnazifizierungswelle: späte Folge der Übernahme der Arbeitsverwaltung durch
die Deutsche Arbeitsfront im „III. Reich“. Schon in der ersten, insgesamt noch
chaotischen Besatzungsphase zeichnete sich dabei die aktive französische Sozialpo
litik in Hessen-Pfalz ab. Obwohl die Amerikaner für die Besatzungszeit intensivere
Vorplanungen als die Franzosen betrieben hatten, griffen die Franzosen hier rascher
ein und gaben in den von ihnen besetzten Kreisen Speyer, Germersheim, Landau
2 * Vermerk vom 24. 12. 1945; ebd. 2414/5.
Monatsbericht der Delegation superieure Tübingen für November 1945, 5. 12. 1945; AdO
Colmar CGAAA C. 2645/13.
10 Schriftverkehr in StA SIGWü 180/441.
Unterlagen in Archiv LVA RLP, bes. Az. 010/00 und 300/30. Zitat aus: Die Landesversiche
rungsanstalt Rheinland-Ifalz in ihrer Entwicklung von 1945 bis Ende 1952, wie sie sich aus der
Schau ihrer Rentenleistungen darstellt, undatiertes Manuskript (ca. Ende 1952); vgl. auch
LVA Rheinland-Pfalz an LVA Rheinprovinz, 11.6. 1952.