Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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prägte die Gewerkschaftspolitik der Franzosen grundlegend, 81 obwohl sie die Ge 
werkschaften als politische Kraft zu fördern suchten, wie zu zeigen sein wird; die 
anderen Mächte erklärten im Koordinationskomitee, die Gewerkschaften müßten 
gerade als anti-nazistische Kraft übergreifend organisiert werden. Auf französischer 
Seite förderte dies intern allerdings zugleich die Furcht von einer auch kommunisti 
schen Unterwanderung. 82 
Nicht nur in der Sozialpolitik, wo dies genauer zu verfolgen sein wird, arbeiteten die 
Franzosen im Kontrollrat im Herbst 1945 mit, wenngleich die Einzelheiten der 
Kontrollratsarbeit noch einer genaueren Untersuchung harren. 83 Sogar in dem Aus 
schuß, der die Organisation der Zentralverwaltungen vorzubereiten hatte, waren 
französische Vertreter, nachdem Paris im Oktober zunächst eine Beteiligung unter 
sagt hatte, spätestens am 1. November zumindest als observateurs wieder vertreten. 84 
Trotz der amtlichen Reserven beteiligte die französische Gruppe sich auch an techni 
schen Vorbereitungen für die Zentralverwaltungen. 85 * 87 Gegenüberseinen Botschaftern 
stellte der Quai d’Orsay im Oktober fest: Le Gouvernement fran^ais ne met pas en 
cause leprincipe de l’administration conjointe; ilreclame seulement que conformement ä 
la declaration quadripartite du 5 juin, cette administration reste entre les mains des 
Allies. 66 Gegen den Vorwurf, die deutsche Wirtschaftseinheit zu verhindern, setzte 
Paris sich auch mit dem Hinweis zur Wehr, entscheidend seien hier die Sowjets, die 
sich weigerten, den zum 31. Oktober 1945 erwarteten Außenhandelsplan vorzulegen, 
bevor die Reparationsfrage geklärt sei. 81 
In der Zentralverwaltungsfrage wurden die französischen Kompromißansätze, die 
sich zum Konzept der bureaux «///es entwickelten, den vorliegenden Quellen zufolge 
im Herbst 1945 offenbar nicht genauer ausgelotet, und zwar vor allem aufgrund des 
amerikanisch-französischen Gegensatzes. Rückblickend bestätigte dies indirekt im 
Februar 1947 auch der Bericht des Kontrollrates für die Moskauer Außenminister 
konferenz, wenn er die gescheiterten Zentralverwaltungsprojekte schlicht noch ein 
mal auflistete. 88 Die unterschiedlichen Tendenzen, die sich einerseits im Vergleich 
von Paris und Berlin und andererseits zwischen politischen und wirtschaftspoliti 
schen Planungsstellen feststellen lassen, tragen aber nicht nur zur Erklärung dessen 
bei, was zunächst als Widersprüche in der französischen Politik erscheint. Zur prak 
tischen Wirkung kamen die Differenzierungen, als die später zu untersuchende 
Koordinierung der Besatzungspolitik mit den Kontrollratsplanungen einsetzte. 
81 Hierzu ausführlich Lattard, Syndicalisme. 
82 Vgl. dazu u. a. Memorandum Koenigs für Rene Mayer, 20. 3. 1946; AdO Colmar Cab. 
Koenig Pol. III A2. 
Elisabeth Krause (München) bereitet eine umfassende Arbeit zur Zentralverwaltungspolitik 
vor. 
84 Koeltz an Berthelot (CGAAA), 1. 11. 1945; MdAE Y (1944-1949) 283. 
So bei den Entscheidungen über die Gebäude der zentralen Postverwaltung; DIAC/M(45) 
11, 14. 11. 1945, ebd. 
Wie Anm. 78,20. 10. 1945. Ähnlich Vermerk von Couve de Murville, 6. 12. 1945, ebd. 
87 Vermerk der Direction d’Europe, 26. 11. 1945; MdAE Y( 1944-1949) 283. Laufende Berich 
te zur sowjetischen Blockierung der Außenhandelsorganisation ebd. 453—454. 
Rapport au Conseil des Ministres des affaires etrangeres soumis par le Conseil de Contröle allie 
pour l'Allemagne, Chapitre VI; AdO Colmar CGAAA C. 2872/8.
	        
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