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übrigen freien Künsten. Wir haben schon gesehen, daß alle
seine Sinne zwar aufs Dichten gerichtet sind, er möchte es gar
höffelichen richten mit Gottes Hilfe und Rat, aber diie Kennt¬
nis der 7 freien Künste fehlt ihm ('II]):
„wo ich sunst kunst beweysen sol!
da selb bin ich ein knechte.“
Sein Schatz an Fremdworten und speziellem Wissen ist nicht
groß; er spricht von Holofernum, künig Hanibal, Nimrod v.
Babilonenn, von der sibilla; die Namen der Erdteile erscheinen
in den Formen „asiö“, „eropia“, „affrica“; er weiß, daß es 72
Sprachen auf der Erde gibt; er hat Fremdworte wie genesys
V7, exodiß V-„ sexe Vl5 rexe Vx; dazu kommen das Lehnwort
librey VI8 und die Stelle: „Er zoch im ab des Leo Balck
Auch er gehört eben zu den Dichtern, die wie Runslant und
H. Folz etwa29), trotz der Versicherung, keine gelehrten
Dichter zu sein, sich dem Geist ihrer Zeit nicht entziehen
können und unbewußt die sprachliche Mode, wenn auch we¬
niger stark, mitmachen müssen.
V. Kapitel
Bei der Betrachtung der formalen Seite des 'dichterischen
Werkes J. Schs. stelle ich zunächst eine Beschreibung der
alleräußerlichsten Form der Gedichte (Metrum, Redmschemata)
sowie eine kurze Skizzierung der historischen Einflüsse auf
ihre stoffliche Einkleidung voran, um dann die einzelnen Ge¬
dichte auf einige Züge hin zu untersuchen, an denen man den
verschiedenen Kunstwiifldn verschiedener Zeiten «erkennen
kann. Ich beginne damit, die Schemata der folgenden 7 Schil-
lerschen Töne aufzuzeichnen:
29) Vergi1. W. Stammler, Wurzeln des Meistergesangs,
344>f, mit A um.
6
S.