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mehr auf die Eroberungszüge Mohammeds II. (1451—81) auf
dem Balkan in der Periode 1453—66 (Konstantinopel, Morea,
Serbien, Bosnien). Ich bin geneigt, die Abfassungszeit des
Gedichts nicht allzu lange Zeit nach 1453, dem Falle Konstan-
tinopels, anzusetzen; jedenfalls aber wird, es innerhalb des
oben angegebenen Zeitraums entstanden sein.
Zu den frühen Gedichten in Schillertönen gehört auch
noch das Lied: „Mein hertz vill der freyden hat“ (13 X 14).
Es ist noch im 15. Jhdit. entstanden, doch genau’er ist es nicht
zu chrooologisieren. Es steht in „'Des Knaben iWunderhorn“
abgedruckt (!), mit der Zeitbestimmung 1450—1500, unter
dier Umänderung „Mein Herz, das schwebt in Freudenspur.“
Die Vorlage zu dem Abdruck war von Veesenmeyer einge-
samd't worden und1 stammte wahrscheinlich aus einer Hs. vom
Ende des 15. Jhdts.58).
Alles in allem glaube ich, auf Grund dieser Darlegungen,
der bisherigen wie auch der folgenden (sprachlichen) Erörte¬
rungen, mit großer Sicherheit die Behauptung aufstellen umd
vertreten zu können, daß J. Schs. dichterische Wirksamkeit
um die Jahrhundert-Mitte und in die ersten Jahrzehnte der
2. Jahrhunderthälfte fällt59). Will man nähere^ Angaben und
bestimmte Zahlen, so haben wir gesehen, daß uns kein Ge¬
dicht mit Bestimmtheit über 1480 hinausweist, während seine
ersten Lieder um 1450, vielleicht auch schon einige Jahre zu¬
vor, entstanden sein werden. Daraus würde dann etwa eine
Lebenszeit von ca. 1420—1480 folgen. Diese Umgrenzung der
Lebenszeit J. Schs. ist natürlich, mangels urkundlicher oder
autobiographischer Nachrichten, als vorsichtige Schätzung zu
betrachten. Damit wäre dann J. Sch. ein Zeitgenosse des be¬
kannteren Meistersingers Michel B'ebeim (1416—76).
58<) Vor gl. hierzu K. Lode, Die Bearbeitung der Vorlagen
in „Des Knaben Wunderhorn“, Berlin 1009, S. 208, = „Palaestra“
76 (Register) und A. Birtinger-W. Crecelius, Des Knaben Wunder*
harn neu heraus geg. И, 36. Letzere geben leider auch nicht an, um
welche Hs. es sich handelt.
59) Auch Goedeke, Bartsch, Wiackemagei u. a. setzen J. Sch.
in diese Zeit; überall, wo sie chronologisch vorgehen, ordnen sie
J. Sch. mehr oder weniger bewußt so ein!