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stritten, und keiner der andern, deren Name und Gedichte be¬
kannt sind, bietet etwas Besonderes.“ Beide Autoren gehen an
der einzigen Stelle, bei Riezlers Quellenangaben, wo nun noch
der Beweis stecken könnte, vorüber, sie untersuchen sie we¬
nigstens nicht. Es sind dies die M.B. = Monumenta Boica, auf
Grund von deren Angaben Riezler die Namensform Schiller in
Schilcher abändern zu müssen glaubt. Wie die ersten Erörte¬
rungen dieses Kapitels zeigen, habe ich diese Untersuchung aus¬
geführt; allerdings erwies sich auch diese dritte Quellenangabe
S. Riezlers als unergiebig für die Ermittlung der Heimat und
Lebenszeit J. Schs. Die M.B. enthalten nichts über unsern
Meistersinger. Somit ist aus Mangel an Beweisen74) die These,
daß J. Sch. Münchener, ja sogar Mitglied der Münchener Mei¬
stersingerschule gewesen sei und vollends, daß er noch im 2.
Dezennium des 16. Jhdts. gelebt habe, abzulehnen. Außerdem
sprechen m. E. positive Gründe direkt gegen diese sprachliche
und chronologische Einordnung J. Schs.
Wenn S. Riezler nicht überhaupt andere Quellen für
seine Angaben benutzt hat als die, die er oben nennt, so wage
ich die Vermutung, daß er seine These auf einige Stellen der
M. B. gestützt hat, die ich bisher nicht erwähnt habe. So steht
in einer Urkunde dies Münchener St. Clara-Klosters vom Jahre
1437,. Worin ein Münchener Bürger eine Wochenmesse stiftet
(„Fundatio missae“75), zum Schluß „sint zeugen die erbergen
Hainrich Schilch vnd . . ., purger zu München“; in einer andern
Urkunde desselben Klosters vom Jahre 1445: „Venditio bono¬
rum“76) heißt es: „zewgen Sind die erbern . . . liainrice Schil¬
cher . . ., all drey burger zu Munichen.“ In einer dritten Urkun¬
de aus dem Besitz desselben Klosters vom Jahre 1447: „Rever-
74) A- Dreyer erwähnt noch a. a. 0. S. 329 in einer Anm.:
„Weder in den Münchener Ratsprotokollen noch in den Pfarrbü-
chern von St. Peter und unserer Lieben Frauen, welch letztere erst
vorn Ende des 16. Jhdts- an erhalten sind, begegnet man einem
Hinweis auf einheimische Mcistersänger.“ Also auch hier kein Hin¬
weis auf Jörg Schiller!
75) M- B. XVIIT (1808), S. 409 in den „Mon. monasterii S.
Clarae Monachii, Diplomatarium Miscelhum“, Urkunde 353.
76) Ebenda, S. 436, Urkunde Nr. 377.