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Lehrrichtung handelte, die in schroffem Gegensatz zu dessen eige¬
ner stand: Birck wird hier zum erstenmal mit der überlebten
Methode mittelalterlichen Schulwesens in Berührung gekommen
sein. Fast als Glücksfall erschien es unter diesen Amständen,
daß eine plötzlich auftretende starke Schwerhörigkeit ihn zwang,
den Schulbesuch ganz aufzugeben und während der nächsten
beiden Jahre in der elterlichen Werkstatt tätig zu sein. Als
er dann — etwa 1515 — an Wiederaufnahme der Studien
denken konnte, entschloß er sich auf Drängen der Mutter und
des Beichtvaters, sich dem geistlichen Beruf zuzuwenden. Er
kam deshalb nicht in die Privatschule des Humanisten Pini-
cianus^, sondern in die Marienschule, also die Domschule, die
unter der Leitung des tüchtigen Rektors Johannes Voegelinuss
stand. — Seine geistliche Ausbildung nahm einen normalen
Verlauf- als er nach ihrer Beendigung — das mag 1518 ge¬
wesen sein — noch zu jung war, um ein geistliches Amt aus¬
zuüben, trat er für zwei Jahre in den Dienst des Kanonikus
Matthäus von Pappenheim, Marschalls in Biberbach?, der
als Verfasser historischer Schriften dem humanistischen Kreis
des Konrad Peutinger nahestand. Pappenheim ermöglichte
ihm dann im Jahre 1520 die Universität Erfurt zu beziehen,
wo er Michaelis immatrikuliert wurdet. Vor seiner Abreise
dorthin empfing er von dem Bischof Christian von Stadion
die Niederen Weihen. Man hoffte, dadurch dem gefürchteten
Einfluß der Luther-Sphäre vorbeugen zu können.
4. Schon mit der Angabe des Geburtsdatums und -ortes steht Ny-
saeus im Widerspruch zu den meisten anderen Biographien: A d a m , M.,
Vitae germanorum Philosophorum. Haidelbergae 1615. p. 160, behauptet
mit aller Bestimmtheit, B. sei in Memmingen (Augu8ta vrusi statt
A. Vindelicorum) geboren und zwar im Jahr 1500. Da Pantaleon p. 254,
kein Geburtsdatum angibt, gehen in dieser Frage fast alle übrigen Biogra¬
phien auf diese unrichtigen Angaben zurück, die bis in die Allgem. Deutsche
Biographie (W. Scherer, Bd. 2) verschleppt worden sind. Während sich für
die falsche Ortsangabe keine Erklärung finden läßt, ist die Jahreszahl 1500
aus einem Druckfehler in A.'s Quelle, bei Lru8iu8, M., Annalium Suevi-
corum Dodecas tertia. Francoforti 1596. p. 693 abzuleiten: hier findet
sich die Grabschrift B.'s, und zwar heißt es „vixit annos LIIII“ statt richtig
„annos LIM“. Dann ergibt sich vom Todesjahr 1554 aus gerechnet 1500
statt 1501. — Daß B.'s Geburtsort wirklich Augsburg ist, wird nicht nur
von ihm selbst immer wieder bezeirnt, sondern es läßt sich auch aus den
Steuerbüchern nachweisen, daß der Vater Ulrich B. seit 1493 in Augsburg
ansässig ist.
5. Vgl. S. 28.
6. G a s s e r p. 1759. — V e i t h Tom. i, p. 34. — Roth Bd. I,
S. 14.
7. W. VogtinA. D. B. 25.
8. Weihenborn, H., Akten der Erfurter Universität, Bd. n.
Halle 1884.