Full text: Augsburger Schultheater unter Sixt Birck

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vereinheitlichten Anordnung bleibt aber die alte Trennung der 
einzelnen Hausabschnitte doch bestehen, eine Teilung, die sich 
auch auf das Spielfeld vor der abschließenden Hauswand, das 
Proszenium, erstreckt. (Ls ist noch nicht ein unbegrenzt wandel¬ 
barer Spielplatz, sondern es gliedert sich in eine Anzahl von 
Feldern, die ihre Bedeutung durch das zugehörige ,,Haus" 
empfangen. Eine solche Teilung ist noch ganz mittelalterlich, 
sie ist es ebenso wie die Einbeziehung der Realitäten, Brunnen 
und Tür, der Dinge des Alltags, die noch etwas von der 
alten Vorherrschaft des gegebenen Raumes ausüben. 
Daneben behauptet sich das Renaissance-Element als 
ordnendes Prinzip, das die Einzelhäuser flächenhaft gliedert, 
eine einheitliche geschlossene Raum-Folie schafft, vor die der 
Mensch hintritt. Er steht frei zwischen dieser Wand und dem 
Zuschauer, er wird nicht mehr vom Raum eingekreist, son¬ 
dern seine Herrschaft über diesen Raum beginnt. Der Spieler 
tritt aus einer Tür auf die leere Bühne hinaus und schafft 
durch seine Anwesenheit einen bestimmten Raum, eine thea¬ 
tralische Realität. Noch aber fehlt ihm die Macht, den selbst- 
geschaffenen Raum dann auch wieder zu zerstören, auszu¬ 
löschen und einen neuen an dessen Stelle entstehen zu lassen. 
Der einmal bestimmte Raum behält seine Bedeutung, der 
Spieler ist noch nicht imstande, aus sich heraus der Bühne 
immer wieder neue wandelbare Bedeutung zu geben. 
So wird auch hier der gleiche Ablauf offenbar, der 
die Entstehung der Bühnenvorstellung beim einzelnen Drama¬ 
tiker bestimmte: nur der erste Schritt ist ganz frei. Dann 
tritt Erstarrung ein, eine Bindung an das zuerst Freige¬ 
schaffene, Freigewählte. Das erwachende Renaissancegefühl, 
die unbeschränkte Beherrschung der theatralischen Welt durch 
den Menschen, wird noch durch die alten Gesetze des geistlichen 
Spieles, das die Unterordnung des Menschen unter die Ge¬ 
gebenheit fordert, in Schranken gehalten. Der bedeutungsvolle 
Schritt liegt aber darin, daß jetzt diese Gegebenheit, von der 
dieser Zwang ausgeht, vom Menschen und nicht mehr nur 
vom Raum geschaffen wird. 
2. Spiel. 
Das Verhältnis des Menschen zum Raum bildet die 
Grenze zwischen alter und neuer Anschauung. Und den gleichen 
regung zu einer neuen Renaissancebühne aufzufassen sind, sondern daß 
es sich um Abstraktion einer vorhandenen Zeitbühne unter besonderer 
Berücksichtigung der Terenzdramen handelt.
	        
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