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Grundtyp der Schulbühne, mit der er alle Erscheinungen
innerhalb des Schultheaters und seiner „volkstümlichen Ab¬
leger" zu erklären sucht. Der Dramatiker hat keine Wahl, er
ist an die eine Form gebunden. Obwohl sogar Schmidt ein¬
räumt, daß wenigstens für die süddeutschen Gebiete durch die
Nähe der traditionwahrenden Schweiz besondere Bedingungen
geschaffen sind, hat man sich in der Folgezeit vielfach daran
gewöhnt, die Begriffe Terenzbühne und Schultheater gleich¬
zusetzen.
Max Herrmann nimmt in den Forschungen zur deutschen
Theatergeschichte (1914) zum Problem der Schulbühne leider
keine Stellung; nur möchte auch er ganz allgemein die franzö¬
sisch-italienische Terenzbühne zugrundelegen.
Fritz Richard Lachmann unterscheidet in seiner Rekonstruk¬
tion der Stymmelius-Bühne (1926) verschiedene Typen der
Schulbühne, die „gefunden oder entdeckt" und dann vom Dra¬
matiker „ausgenutzt" werden, er führt an Stelle der einzigen
Bühne Schmidts einige wenige unter sich verschiedene Typen
ein.
Den entgegengesetzten Standpunkt vertritt Robert Stumpft.
In seiner Besprechung der Lachmannschen Arbeit (Euphorion
29) stellt er den Satz auf: „Im allgemeinen konnte sich im
16. Ih jeder Dramatiker oder Spielleiter seine Bühne selbst
bauen wie er wollte." Welcher Formenreichtum ihm dabei zur
Verfügung stand, zeigt Stumpf! dann in seiner umfassenden
Zusammenstellung der Bühnenmöglichkeiten des 16. Ih. (Zeit¬
schrift für deutsche Philologie 54). Auch hier wieder spricht
er — ohne die Person des Dramatikers oder Spielleiters zu
berücksichtigen — von der „Zeit der nahezu unbegrenzten Mög¬
lichkeiten", die dem Dramatiker eine Fülle verschiedener For¬
men zur Wahl stellt.
Es liegt hier also ein starker Widerspruch. Eine Entschei¬
dung kann nur auf Grund von Einzelunterfuchungen ge¬
troffen werden. Es soll versucht werden, Entstehung und
Ausprägung der Bühnenvorstellung bei Sixt Birck und den
ihm nahestehenden Dramatikern zu ermitteln. Erst wenn unter
diesem Gesichtspunkt eine Gruppierung und Zusammenfassung
der Dramen erreicht ist, wird es möglich sein, die eigentlichen
Fragen der Rekonstruktion, Fragen der Wechselbeziehungen
zwischen Text und Raum, zwischen Wort und Bild, des Ver¬
hältnisses zwischen Zuschauer und Bühne anzuschneiden. And
dann schließlich kann versucht werden, ein Bild der Bühne zu
geben, das unter Berücksichtigung aller Einschränkungen und
Fehlerquellen wesentliche Grundzüge festlegt.