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änderten Raumgefühl sich ergeben hätten. Diesen Ablauf zeigt
z. B. die wechselnde Einbeziehung des Innenraumes:
1. Die mittelalterliche Bühne schafft den Innenraum,
sie kann wechselnd Szenen zeigen, die vor und in dem Haus
spielen.
2. Die Renaissancebühne kennt gemäß ihrer Entstehung
keine Darstellung des Innenraumes und sucht sie auch zunächst
nicht, da ein solcher Wechsel von innen und außen nicht wie
der Ortswechsel veränderte Haltung des Menschen zur Umwelt
bedeutet, sondern rein theatralisch ist.
3. Die erweiterte Renaissancebühne sucht nach theatra¬
lischen Hilfsmitteln und übernimmt von der mittelalterlichen
Bühne den Innenraum als fertige Form.
Ebenso ist der umgekehrte Fall denkbar, daß die Renais¬
sancebühne das Simultanprinzip wieder aufnimmt, dabei eine
Anzahl von Linzelbühnen nebeneinander stellt, von denen
jede einzelne wieder eine Komödienbühne ohne Innenraum ist.
Da die Entwicklung an den einzelnen Stellen ganz un¬
gleich vor sich geht, gibt es also gleichzeitig drei Haupt-Typen
nebeneinander:
1. die rein mittelalterliche Bühne,
2. die Renaissancebühne,
3. die erweiterte Renaissancebühne, die Elemente der
mittelalterlichen Bühne einbezieht.
Da die Simultan-Raumbühne des Mittelalters sich nur im
wirklichen Volkstheater erhält und in ihrer unvermischten Form
für das Schultheater ganz ausscheidet, hat die Untersuchung
im weiteren Verlauf sich nur mit den beiden anderen Typen
zu beschäftigen.
Bei der reinen Renaissancebühne, also der rückwärts
geschlossenen Bühne mit einem neutralen Spielplatz, der
seine Bedeutung mit dem Verlauf der Handlung wandelt,
können nach der Ausgestaltung dieser Rückwand sowie nach
Anzahl und Lage der Auftrittsmöglichkeiten noch mehrere ab¬
weichende Formen unterschieden werden. Ganz besonders aber
der dritte Typ, die erweiterte Renaissancebühne, umfaßt eine
Gruppe stark untereinander verschiedener Bühnen, wie die
bereits genannten Mischformen aus Reutralbühne und Innen¬
raum oder Simultan-Anordnung mehrerer Neutralbühnen.