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Zehn der sechzehn Dramen zeigen eine auffallende
Uebereinstimmung der Bühnenvorstellung. Das sind die vier
Dramen Bircks, der fobu8 des Lorichius, der Joseph des
Diether und mit Ausnahme des Hell alle Dramen Zieglers.
Für Heli ist eine frühere Entstehungszeit (vor 1543)
anzunehmen.
Keine Beziehung zur Augsburger Bühne haben die beiden
von Schülern übersetzten Stücke Bircks und der Haman des
Naogeorg.
Ueber denfo8epli des Crocus und die lautst des Zovitius
läßt sich Abschließendes nicht sagen. Ihre Ausführung ist
denkbar, aber unwahrscheinlich.
Die Dramengruppe von einheitlicher Bühnenvorstellung,
der noch zwei nichtbiblische Dramen — Bircks De vera nobi-
litate und Zieglers Cyrus mator — zuzurechnen find, soll
unserm Rekonstruktionsversuch zugrundegelegt werden. Dabei
sind besonders die Dramen zu berücksichtigen, deren Aus¬
führung sich mit Sicherheit nachweisen läßt.
5. Aufführungen.
Die Bestimmung des Aufführungsdatums ist nur bei
einem kleinen Teil der Dramen ganz genau möglich. Birck
spricht in einem Brief davon, daß Behörden und Publikum
wenigstens einmal im Jahr eine Aufführung wünschen"^
und Fröschel schreibt, Birck habe seine Stücke verfaßt, um
„dieselben und andere jarlich zuhakten""?. Diese Angaben
finden eine Bestätigung in den Baumeisterbüchern, den städ¬
tischen Rechnungsverzeichnissen, die fast in jedem der in Frage
kommenden Jahre einmal einen kleinen Betrag unter „gemein
ausgeben" oder „vereerungen" verzeichnen, der den Lehrern
und Schülern von St. Anna anläßlich einer Ausführung
überreicht worden ist. Mit ganz seltenen Ausnahmen fehlen
dabei Name und Ortsangabe des vorgeführten Spieles, so-
daß erst durch die Möglichkeit, ein solches Datum mit anderen
Angaben zusammenzubringen, eine Aufführung wirklich fest¬
gelegt werden kann.
Ganz sicher ergeben sich folgende Aufführungen:
Sonntag, den 23. März 1538: De vera nobilrtate.
Die Eintragung im Baumeisterbuch lautet unter diesem
Datum: It. 4 guld den schulern zu unser frawen brueder"^
116. B l a u r e r Br. 1128.
117. Fröschel S. 65.
118. Bezeichnung für die Annaschule als ehemaliges Karmeliter-
kloster (Wetzer-Welte, Kirchenlexikon. Bd. II. Freibg. i. B. 1883.)