Full text: Augsburger Schultheater unter Sixt Birck

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er gibt also eine Uebersicht über die wichtigsten dramatischen 
Erzeugnisse seiner Zeit, einen „lerentlum novum, Romae non 
natum, sed in christiana schola et natum et educatum“. 
Wenn Oporin daraus verzichtete, die Dramen der gesamten 
christlichen Schule zu veröffentlichen, und sich auf eine einzelne 
Schule beschränkte, so mag das zunächst daran gelegen haben, 
daß er als bedeutender Buchdrucker und Verleger ein Interesse 
daran hatte, neue bisher unveröffentlichte Komödien heraus¬ 
zubringen. Die einseitige Bevorzugung der Augsburger Schul¬ 
dramatik aber erklärt sich aus der alten Freundschaft, die 
zwischen Oporin und Birck bestand. 
Johannes Oporinus — „tvpograpborum omnium aetate 
nostradoctissimus “ nennt ihn Gesner"» — wurde 1507 in 
Basel geboren. Nach einem Studienaufenthalt in Straßburg 
kehrte er 1526 in die Heimat zurück und arbeitete in Frobens 
Druckerei. Hier spätestens lernte er Birck kennen. Als dieser 
die Schulmeisterstelle bei St. Theodor erhielt, wurde Oporin 
an der Münsterschule"o angestellt. Seit 1533 war er an 
der Universität tätig, doch zieht er sich 1542 von der Lehr¬ 
tätigkeit zurück, um sich nur noch der Buchdruckerei zu widmen, 
die er seit 1536 zuerst mit anderen zusammen, dann aber 
selbständig betrieb"*. Mit Birck blieb er immer in Fühlung: 
dessen sämtliche große wissenschaftliche Werke sind bei Oporin 
in Basel gedruckt, obwohl sie in Augsburg entstanden, meist 
Augsburgern gewidmet sind, obwohl das Augsburger Buch¬ 
gewerbe dem Basler an Bedeutung kaum nachstand. Aber 
eben die Treue, die er Oporin bewahrte, wird die Ursache 
gewesen sein, warum Birck zu keinem der großen Augsburger 
Drucker in Beziehung trat: Was von seinen Schriften in 
Augsburg gedruckt wurde, und das waren fast nur die kleinen 
Bändchen der einzelnen Dramen, erschien bei Philipp Ulhart, 
dem „Winkeldrucker", auf dessen Tätigkeit erst in letzter Zeit 
etwas mehr Licht gefallen ist109 112. 
Danach ist es ganz unwahrscheinlich, daß Ulhart über¬ 
haupt imstande war, umfangreichere Druckschriften aus seiner 
109. G e s n e r p. 446. 
110. Steiff, K., A. D. B. 24, erwähnt als einziger eine Tätigkeit 
an der St. Leonhardschule in Basel. 
111. T h o m me n S. 356 f. 
112. Schottenloher, K., Philipp Ulhart, ein Augsburger Win¬ 
keldrucker. München und Freising 1921. Danach spielen Ulharts bisher 
bekannte ziemlich unbedeutende Druckerzeugnisse (S t e i f f, A. D. B. 
39. — Zapf, G. W., Augsburger Buchdruckergeschichte. Augsbg. 1786/91) 
nur eine geringe Rolle gegenüber der Fülle anonym erschienener Druck¬ 
schriften und Flugblätter, die er im Dienst der Reformation seit 1623 her¬ 
ausgab. Sie scheinen nur eine Art Deckmantel für diese gewesen zu sein.
	        
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