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ganz fernhalten"?-. Er leidet unter der ungleichmäßigen Be¬
gabung der Schüler in seiner Klasse, von denen die einen die
Lehrer der anderen sein könnten. Für die Begabtesten wünscht
er eine — im humanistischen Sinn — umfassende gleichmäßige
Bildung und sucht ihnen über den Schulunterricht hinaus, in
dem er ja auch die weniger Befähigten berücksichtigen mußte,
weitere Wissensgebiete zu erschließen. Nysaeus erzählt, daß er
in den Ferien und an freien Tagen mit zwei oder drei der
Tüchtigsten Astronomie, Geschichte und sein Lieblingsfach Poetik
betrieb. Alle Besonderheiten seiner Lehrmethode erklären sich
aus seinem Bemühen um Gleichmäßigkeit der Ausbildung, so
auch die Gewohnheit, im Austausch mit den beiden anderen
Lehrern stundenweise in deren Klassen zu unterrichten und ihnen
selbst in der Zeit die eigne Oberklasse zu überlassen; das wird
von Nysaeus als etwas ganz Ungewohntes, als Beweis für
Bircks „jn8j§ni8 seu facilitas seu modestia“ hervorgehoben.
Die größte Bewunderung bei den Zeitgenossen erregte aber
die Veranstaltung von Disputationen und Deklamationen in
der Schule. Kamen bei den Disputationen vor allem die dazu
eingeladenen Gelehrten zu Wort, so waren die Deklamationen
eigentliche Sache der Schüler. Näheres über einen solchen
Redeakt berichtet Fröschels Chronik7^:
,,Inn disem Monat hab ich bey S. Anna ein Lateinische
Ovation memoriter recitirt cuius Thema, Quod absque
graecarum literarum cognitione nulla ex liberalibus arti-
bus maiorum gentium disciplinis recte addisci possit72 74,
fast eine Stunde lang, darzu viel gelehrter Theologen auch
andere Herren und Burger beruffen worden... Opifex
ist der Herr praeeeptor fBetuleiusj selb gewest.."
Die Deklamation ist also für den Schüler in erster Linie Sprech-
und Gedächtnisübung, sie soll ihn daran gewöhnen, vor einem
größeren Hörerkreis frei zu sprechen. Damit ergibt sich von der
Veranstaltung der Deklamation ein Weg zu den Schülerauf¬
führungen hin, die ebenfalls als eine besondere Art solcher red¬
nerischer Uebungen aufgefaßt werden können. Daß aber mit
dieser Erklärung nur ein ganz geringer Teil der Grundlagen
72. Blaur erBr. 1378.
73. F r ö s ch e l S. 65. (September 1542.)
74. Auf der St.-Bibl. Augsburg befindet sich ein Exemplar des
bei Philipp Ulhart erschienenen Druckes: Oratio absque graecarum li¬
terarum cognitione nullam ex liberalibus artibus maiorum gentium
disciplinis recte addisci posse, in schola Augustana habita per Hiero¬
nymum Batrachium ephebum etiamnum, 1542. — Frösche! erzählt,
daß sein Vater auf B.'s Wunsch die Rede drucken ließ.