77 —
1829 erschien ein anspruchsloser Einakter von Gubitzh, in
dern Hans Lachs die pädagogisch zugespitzte Kolk eines Heirats¬
vermittlers spielt. Fluch in dem vieraktigen Drama Deinhard-
steins'), zu dem Goethe einen Prolog schrieb, bleibt die Meister-
kunst im Hintergründe. Wichtig ist außer der Liebesgeschichte,
die sich um die Goldschmiedstochter Kunigunde und ihre beiden
Bewerber, den jugendlichen Hans Sachs und den geckenhaften
Ratsherrn Eoban Runges, dreht, die gegnerische Stellung der
Meister zu Sachs, dessen überragender Genius ihnen verhaßt ist.
Eine Bearbeitung dieses Dramas liegt in Philipp Negers
Textbuch zu Lortzings Gper „Hans Sachs" vor'), hier sorgte zugleich
die Notwendigkeit eines Thors für ein starkes kollektivistisches
Moment; das preissingen zwischen Sachs und seinem Nebenbuhler
Eoban Hesse (sie), das mit der Krönung des letztern durch die
Meister und mit der Huldigung des Volkes für Sachs endet,
zeigt freilich eine Mischung aus geschichtlichen und phantastischen
Zügen.
Fluch Flugust Hagen hat in seiner Novelle „Die Singschule
der Meistersinger"''') ein Bild der meistersingerischen Einrichtungen
entworfen: auch bei ihm finden wir ein Wettsingen, diesmal,
recht anachronistisch, zwischen Beheim, Sachs und Peter Bischer,
die sich im preise Dürers vereinigen.
Zwei Werke der nach-Wagnerischen Literatur, die beide im
Iubiläumsjahr 1894 erschienen, seien bereits hier genannt; es
ist dies das Festspiel von Gutjahr und Geißler, zu dem
Tursch-Bühren die Musik schrieb, und ein Drama von Martin
') $. ED. © u b i tj, h. Sachs ober Dürers Festabend, bramat. Gemälde,
Iahrb. deutscher Bühnenspiele, Hrsg. v. K. v. fjoltei, 8. Iahrg., Berlin 1829,
S. 83—128.
2) Hans Sachs, Wien 1829.
*) Ursprünglich hieß der Gegenspieler Coban Hesse: man hat lange,
aber grundlos eine Anspielung dieses Humanisten auf Nürnberger „indoc-
tissimi idiotae" als eine Verspottung Sachsens angesehen; vgl. Eichler
a. a. (D. S. 3.
4) Heclam Nr. 4488,
B) Nugust Hagen, Norica, das sind Nürnbergische Novellen aus
alter Zeit, 5. Nufl., Lpz. 1876, S. 251—276; schon in der Novelle „Der stör¬
rische Schuster" S. 161—179 war Sachs als humorvoller Handwerker auf¬
getreten.