75 —
Anhang.
Der Meistergesang inder deutschenDichtung
des 1 9. Iahrhunderts.
Das Interesse der neueren Zeit am Meistergesänge beschränkt
sich säst ganz auf die Gestatt des Hans Zachs. Nach der ersten
Ehrenrettung des in Verunglimpfung Gefallenen durch Zalomon
Kanischh hat vor allem Goethes Gedicht „Hans Zachsens
poetische Zendung" die Erinnerung an den alten Meister neu
geweckt, hier finden wir im Nahmen gleichsam eines Dürer-
schen Holzschnitts Zachs mitten in seine Zeit hineingestellt,' hier
erscheint seine tiefe herzliche Anteilnahme an lvelt und Menschen
und ihre humorvolle Widerspiegelung in seiner Kunst, allum¬
fassende Liebe und philosophischer Weitblick und als letzte Nundung
und Vollendung das Glück einer neuen Liebe. Nur Ein wichtiger
Zug fehlt neben der poetischen Zendung: die evangelische Zendung
Sachsens).
Wie Goethe selbst durch Zachs und seine Verskunst ange¬
regt wurde - ich erinnere an die „Legende", an „Pater Brey",
„Zatpros", „Urfaust", an kleinere Gedichte und Briefe') - ,so
hat er andrerseits auf den Weimarer Kreis eingewirkt. Wieland
pries den alten Dichter in begeisterten Worten, 5- 3- B er tu cf)
gab Proben des „teutschen Meistersängers" heraus (1778),- häß-
lein folgte mit einer weiteren Auswahl (1781); Büfching ver-
') ÏÏÏ. Sal. R a n t j d), historisch-kritische Lebensbeschreibung Hans
Sachsens, Rltenburg 1765.
*) Entschuldigend Goetze, Goethe u. h. Sachs, Ber. d. Freien deutschen
Hochstifts z. Frkf. a. RI., Neue Folge, 11. Bb. (1895) S. 19* *.
3) Georg Wahl, h. Sachs u. Goethe, Jahresber. üb. d. Stadt. Real-
gymn. z. Loblenz 1892, 5. 3—24; 1893, S. 3—24.