und das zweite Lied besteht nun gar aus Strophen, deren 29
Verse sämtlich auf einander reimen- außerdem sind die Reime aller
drei Strophen männlich und haben sämtlich den Stammvokal a;
diese Künstelei ist, wie die Überschrift zeigt, aus einer wette
hervorgegangen*).
welches ist nun das Ergebnis unsrer Untersuchungen zur
Poetik der Meistersinger? Lediglich das Eine konnte festgestellt
werden: daß eine von allen anerkannte Regel oder ein be¬
stimmtes Maß in der Abgrenzung der Ztrophenzahl oder der
Schlußbetrachtung oder in dem Verhältnis der Strophen und
Ztrophenteile zu einander, in der Einheit des Verses oder der
Bindung der Reime nicht existierte- daß es neben manchem Treff¬
lichen, das einem wahren, unreflektierten Gefühl entsprungen
war, viel Unwahres, Natur- und Runstwidriges, Schrullenhaftes
und Überspanntes gab und manches, was mit den Vorschriften
der Tabulaturen in Widerspruch stand: daß in technischer Be¬
ziehung von einem grundsätzlichen Unterschiede der Jahrhunderte
ebenso wenig gesprochen werden kann wie von einem solchen
zwischen den einzelnen Dichtern, ja daß mancher Dichter (wie
Beheim und Grast) in seiner Person und Dichtung Widersprüche
vereinte, die uns ein genau fixiertes Urteil unmöglich machen,
die uns aber doch auch zeigen, wie verkehrt es wäre, von einem
die Individualität vernichtenden Regelzwange des Meistergesangs
zu sprechen, da doch wenigstens im Unkünstlerstchen und Ab¬
surden eine überaus große Mannigfaltigkeit nicht geleugnet
werden kann.
l) 20 gleiche Heime nach einander hat schon die Strophe des Hanzlers:
v. d. st a g e n s Minnesinger Il394. 13.