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Gesätz einen neuen Ton hath. Linen Var in drei Tönen bildet
auch Ichinger in seinem Neformationslied von 16172).
Gute innere Gliederung eines Meisterliedes ist überaus selten;
Veheim und Zolz (im 6. Liede) zeigen hin und wieder ein gutes
Verhältnis von Einleitung, hauptteil und Schluß. Ziemlich sche¬
malisch ist bereits die Disposition der Schulkunst von Johannes
Sprengt): Vegrüßung, Aufforderung der Meister zum Singen,
Mahnung an die Merker, ihres Amtes zu walten. Ein kunst¬
loser Aufbau ließe sich weit reichlicher belegen, sowohl an den
predigtartigen Lehrgedichten, die häufig metrische Gliederung völlig
außer Acht lassenh, wie bei den aufzählenden Gedichten Sachsens'')
; und anderer.
Der Einfluß der Strophenform auf die Ausdehnung des
Stoffes ist bereits verschiedentlich besprochen worden; er ist vor
allem dort ersichtlich, wo etwa puschman oder Sachs verschiedene
Töne durchprobierten, denen sie den Inhalt anpassen mußten.
Fluch von dem stoffverkürzenden Einfluß der Zorm war bereits
die Rede. Nur ein $all sei neu erwähnt: in einem Liedeh läßt
der unbekannte Dichter den Tannhäuser seinen Lebensgang er¬
zählen. Im letzten Stollen und Abgesang (l6 Verse) berichtet
er ganz summarisch seine Neue, Nomfahrt, Verfluchung und Hoff¬
nung; das Stabwunder fehlt, und Goedeke folgert daraus, diese
Fassung der Sage sei die älteste: sollte aber nicht vielleicht der
durch eine ungeschickte Disposition veranlaßte Raummangel schuld
an der Auslassung sein?
häufiger war der Fall, daß dem Dichter der Stoff zu früh
ausging. Da stellte sich denn den Meistern die nach Belieben
dehnbare Schlußmoral erlösend ein. In der Zabel von dem Mann
ff Uhle im 9. Iahrb. des Vereins f. Chemnitzer Gesch. 1897, S. 181 ff.
2; S t r c i n 3 i. Iahrb. f. Gesch. Cls.-Lothr., 9. Iahrg. 1893, Nr. 4; auch
Hans Vogel und INichel Vogel haben Zyklen von Liedern geschrieben, deren
Strophen in verschiednen Cönen gedichtet sind: Volte i. Schnorrs Nrchiv
vd. 127, S. 296 f., 299 ff.
') K e t n 3 , Sitz.ber., München 1893, S. 196 ff.
ff z. B. w a ck e r n a g e I Bd. 2 Nr. 632 (von Nonrad Harder) oder
5 o l z Nr. 53.
ff bei Arnold Nr. 17.
ff Weimarer Folio-Hs. 418: Germania 38. Iahrg. (1883) S. 38ff.