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gedruckt ist, beschränkt sich, abgesehen von dem ersten Bande
seiner von Goedeke und Tittmann ausgewählten Werke, auf die
paar Lände schwankhafter Meistergesänge, die Goetze und Drescher
seit 1893 herausgegeben haben. Die stoffliche Einseitigkeit die¬
ser Auswahl läßt uns freilich keinen zutreffenden Gesamteindruck
von der Meisterdichtung Sachsens gewinnen.—
Hans Sachs, der zwar das Größte nicht als Meistersinger
geleistet hat, wurzelt dennoch innerlich ganz und gar in Meister¬
sang und Meisterschule. Seiner ganzen Natur nach in der Mitte
zwischen Schule und Volk stehend, fühlte er sich verpflichtet, seine
in ernstem Studium oder durch gelegentliche Lektüre erworbenen
Kenntnisse der Mitwelt zu vermitteln, d. h. in erster Linie den
Zchulgenossen, in zweiter den breiten Dolksmassen. Sein Ziel
wie das Ziel des gesamten Meistergesanges war proclesse et
äelectare: religiöse Erbauung, didaktische Förderung, und Be¬
lustigung. Der Eharakter seiner Dichtung als Zweckdichtung ist,
zusammen mit seiner Neigung, die Muse zu kommandieren, da¬
für verantwortlich, daß ihre erträglichen Erzeugnisse unter einem
Wust von minderwertigem und totem Material fast verschwinden.
Das liegt weiter aber auch an der Wahllosigkeit, mit der er
seine Stoffe bearbeitete. Er hat den größten Teil seiner Lektüre
in Verse gebracht: die Bibel, den Boccaccio, Üsop, Livius, plutarch,
Josephus, den nordischen Historiker Ulbert Krantz, Volksbücher
und Schwankgedichte. Lernte er ein neues Buch kennen, das
ihm zusagte, so fertigte er zuweilen an einem Tage drei oder
vier Gedichte über den eben gelesenen Stoff an; und hatte er,
seiner meistersingerischen Pflicht eingedenk, zunächst ein Lied ge¬
dichtet, so mochte er doch auch weiteren Kreisen die Früchte seiner
Lektüre nicht vorenthalten, und er nahm die Umdichtung in Neim-
paare vorh. Das geschah nicht immer ganz mechanisch; beider
„Wittenbergischen Nachtigall" hat er z. B. das Spruchgedicht auf
Uurnb. Theaters i. 16. Iht., vierteljahrsschr. f. Lit. gefch. Vd. Z. Weimar 1890,
5. 43 ff.; Michels. 6nz. f. d. 61t. Bd. 18 (1842) S. 354; S t i e f e l. Ztfchr.
d. ver. f. Volkskunde, Bd. 10, Bin. 1400, S. 74 f.; ffampe, Ueb. ff. S.'
Traumgedichte, Ztfchr. f. d. d. Unterricht Bd. 10, Lpz. 1840, 5. 616 ff.; Göt¬
tinger ffandfchrift; Berliner ffandfchrift.
') Derartiger Doppelbearbeitungen zähle ich 455: von diesen ist bei
821 die Liedfassung, bei 55 die Spruchfassung die ältere; bei 74 liegen beide
bearbeitungen vom gleichen Datum vor und hier ist das Lied stets in einer
der reimpaar-ähnlichen Strophenformen abgefaßt.