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zur Reformation: in den ersten sturmvollen, von Ausschreitungen
aller Rrt erfüllten Jahren blieb die Stellung der Meistersinger
abwartend, erst dann erfolgte auf Grund ernstlichen Studiums
der Lutherschen Schriften die endgültige Parteinahme für den
Reformator, doch auch jetzt noch ohne radikale Einseitigkeit oder
Unduldsamkeit). von nun ab war die Sache der Reformation
die Sache des Meistergesangs. Ruf Jahrzehnte war fast der
ausschließliche Stoff ihrer Lieder die Luthersche Bibel, die ganz
systematisch, Buch für Buch, Kapitel für Kapitel, Mort für Mort,
in die meisterlichen Strophen und Reimschemata hineingezwängt
ward und somit die weiteste Verbreitung in den bürgerlichen
Kreisen fand, hier hat der Meistergesang aktiv in die Geschichte
der Reformation und somit des deutschen Volkes eingegriffen* 2);
auch Luther wußte den Vorteil, den er durch das popularisierende
Genie eines Hans Sachs für seine Lehre gewann, wohl zu schätzen.
Menn die Meistersinger sich trotz ihrer sozialen Herkunft
oft in bewußten Gegensatz zum Volk und zu allem volkstümlichen
fetzten, so lag das in ihrer hohen Ruffassung der Dichtkunst be¬
gründet, die sie, die vermeintlich privilegierten Vertreter der allein
rechten Kunstübung, vor jeder Berührung mit dem profanum
vulgus und seiner Kunst schützen wollten, besonders vor jeder
Berührung mit dem Volksliede, dessen ausgesprochen weltlicher
Eharakter, dessen Individualismus und Raturinnigkeit allerdings
in starkem Gegensatze zu der scholastisch-trockenen Rrt der erbau¬
lichen Meisterlieder steht). Die streng exklusive Meinung der
Meister von ihrer Kunst ist ja auch für die Tatsache verantwort¬
lich, daß die Veröffentlichung von Meisterliedern durch den Druck
untersagt war. Gleichwohl ist der prinzipielle Gegensatz von
Volks- und Meisterdichtung in der Praxis nicht durchweg gewahrt
geblieben, volksliedmäßige Motive, Meisen wie Bruder Veiten
tz lfampe, Meistergesang u. Reformation, Monatshefte d. Comenius-
Ges. vd. 7 (1898), S. 163f.; Hagel a. a. G. S. 83 ff.; vgl. auch das be¬
geisterte Lob Luthers bei Spangenberg, von der Musica u. d. Mstrsgrn.,
Hrsg, durch Rd. v. Keller, Stuttg. 1861, S. 137 f.; ferner Gervinus,
Gesch. d. d. vichtg. II1 (1853) S. 243.
2) Goedeke, Rezension des Schnorrfchen Buches, Gott. gel. Rnz. St. 2V
(1872) S. 1138 ff.
h vgl. z. v. Bragur Bd. 6.5. 162. Über die Rbkehr von der Volks¬
dichtung auch Burdach, Reinmar u. Malther, Lpz. 1880, S. 136. 30.
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