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Do inet: „ Sie litt an hysterischer Lähmung. Nach meiner Ueber»
zeugung wird ihr Leiden sich wieder einstellen. Ich glaube,
sie wäre schon vor Jahren im Stande gewesen, zu gehen, wenn sie es
versucht hätte. Sie weigerte sich aber, einen Versuch zu machen." Sach¬
verständiger erklärt, das; an der Hysterie Leidende überhaupt eine Ab¬
neigung gegen das Gehen haben; tn.s Verharren im Bette erzeuge all¬
mählich Lahmheit der Glieder und Abmagerung des Körpers, nament¬
lich der Beine; würden jedoch Gehversuche gemacht, so werde dadurch
das Gehvermögen gestärkt und allmählich wieder ganz hergestellt.
Vertheid. Simons: „Ich wünsche, dem Herrn Sachverständigen
die Frage vorgelegt zu sehen, ob ihm schon mehrere Fälle in seiner
Praxis vorgekommen sind, das; Jemand im Bette liegen blieb, dadurch
das Gehvermsgen verlor, nachher Gehversuche machte und in Folge
dessen wieder gehen konnte."
Sachverständiger D o i n e t: „Ja, es ist mir ein Fall bekannt, das;
eine Person im Bette liegen blieb und das Gehen verlernte, nämlich die
Frau eines Majors Jungmann."
Präs.: „Und die Frau wurde nachher wieder gesund?"
Doinct: „Sie war einige Male aus dem Bette, ist aber gestorben."
Präs.: „Genug, Sie erklären vom medizinischen Standpunkte aus,
daß solche Fälle vorkommen, und wenn z. B. Caspar solche Fälle kou-
statirt, dann ist das eine genügende Autorität für Sie."
Sachverst. D o i n e t : „Ja, so verhält es sich "
Verth. Bachem stellt die Frage: „Wie erklärt sich Sachverständiger,
daß die Person, nachdem sie elf Jahre zu Bett gelegen, jetzt
plötzlich das Gehvermögen wiedererlangt hat? Denn
obgleich der Hr. Sachverständige der Person in Aussicht stellt, daß
ein Rückfall eintreten rverde (bis jetzt ist ja ein solcher noch nicht ein¬
getreten), so kann diese Ansicht doch nicht von Bedeutrrng sein, indem
wir hier keine Znkunftspolitst treiben."
Sachverst. Do inet glaubt, auf Grund der bereits ermähnten Aus¬
führungen die Sache doch auf ganz natürliche Weise erklären zu können.
Verth. Bachem macht nunmehr eine Bemerkung, die seiner Ansicht
nach nicht zu früh gemacht werden könne. „Es liege die Vermuthung
nahe, daß der Herr Sekretär bei Anfertigung seiner Notizen den Ver?
Handlungen nicht in allen wesentlichen Punkten folge, und daß die Ab¬
fassung des Protokolles auf Grund der Berichte, die sich als st. nographische