Full text: Der Marpinger Prozess vor dem Zuchtpolizeigericht in Saarbrücken

Auf eine Frage des Hrn. Präsidenten bemerkt der Zeuge, es 
sei möglich, daß die dritte Frage so gelautet habe „ob ich dahin wirken 
solle, daß ihr in Freiheit kommt" er schließe das aus der späteren Ant¬ 
wort des Mädchens. Er habe dann das Mädchen wieder in's Institut 
gebracht. Nach zwei Tagen sei er gerufen worden, und da habe die 
Kunz gesagt, das; die Mutter Gottes bei ihr gewesen; sie habe derselben 
die Fragen vorgelegt; die Mutter Gottes habe gesagt, Zeuge möge Alles 
thun, daß sie aus dem Institut kämen. Als er um die Antwort auf die 
anderen Fragen gebeten, habe das Mädchen geantwortet: „Auf die 
anderen Artikel brauche ich nicht Antwort zu geben, man muß nicht 
Alles wissen." Er habe noch nach einem Faktum aus seinein Leben 
gefragt; da habe das Kind gesagtSie sind vor langen, langen Jahren 
im Pastorhause von Urexweiler gewesen imb haben da studirt. Er habe 
ihr darauf bemerkt: „Aber ich selbst habe ja Dir das gesagt!" worauf 
das Mädchen dies in Abrede stellt. Am 6. Dez. sei er dann nochmals 
in's Institut gegangen und habe die Kunz gefragt: Bleibst Dil dabei, 
daß Dir die Mutter Gottes gesagt hat, ich habe meine ersten Stildien 
in Urexweiler gemacht. Sie antwortete: „Nein, es ist alles gelogen!" 
Vertheid. Simons: „Aus den Untersuchungsakten geht hervor,, 
daß Strauß gesagt, so viel an ihm liege, werde er dafür sorgen, daß 
dir Kinder aus dem Institut frei würden." 
Referend. Strauß bekundet, daß er seine in den Akten stehenden 
Aussagen selbst niedergeschrieben aus Grund von Bleistift-Notizen; der 
Herr Untersuchungsrichter habe nur redaktionelle Aenderungen — aber 
mit Zustimmung des Zeugen selbst — daran vorgenommen. Es kann 
möglich sein, daß er, als er die dritte Frage stellte, hinzugefügt hat, 
„und namentlich ob ich, dahin wirken soll, daß ihr in Freiheit gesetzt 
werdet." Ein Versprechen aber will er nicht gegeben haben. 
Siebente äihnng. 
Donnerstag den 6. März, von halb 5 bis 7 Uhr. 
Fortsetzung der Vernehmung des Zeugen Strauß. 
„Nachdem die Grethchen mir am 6. Dezember 1876 gesagt hatte, 
daß die Antworten, welche sie aus ihre Frage an die Mutter Gottes er-
	        
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