Full text: Der Marpinger Prozess vor dem Zuchtpolizeigericht in Saarbrücken

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liegt, von denen der erste lediglich sehr verständige Rathschläge ertheilt, 
und der zweite einen Brief znr Abwehr von Unwahrheiten geschrieben 
hat, die aus seine Rechnung verbreitet worden waren. Der Beschuldigte 
Schneider ist in die Sache gesetzt worden wesentlich aus Grund des 
Brieses, welchen er an Dr. Majunke gerichtet, und welchen dieser ohne 
die Ermächtigung des Vriefschreibers vermöge einer gewissen Rücksichts¬ 
losigkeit der Oeffentlichkeit übergab. An sich ist der Bries völlig unge¬ 
eignet zur Unterlage einer Beschuldigung wegen Beihilfe zum Betrüge' 
auch dieser Punkt entfällt aber sofort völlig, da feststeht, daß die Ver¬ 
breitung der angeblich falschen Thatsachen gar nicht das Werk des 
Beschuldigten ist. Es scheint einiges Gewicht auf den Umstand gelegt 
worden zu sein, daß man eine Anzahl Briefe versteckt in einem Bette 
der Wohnung des Pastors Schneider gefunden hat. Wir haben gehört, 
daß die Haushälterin diese Unterbringung vorgenommen, als eine Haus¬ 
suchung begonnen hatte. Uebrigens käme auch gar nichts darauf an, 
wenn der Pastor dieses selbst gethan hätte. In diesem Falle lag es 
gewissermaßen in der Luft, daß Haussuchungen eintreten würden, und 
ich glaube, Jedermann hat Briefe, die er, ohne dieselben irgendwie für 
verfänglich zu halten, nicht gern in fremden Händen sieht. Ich bekenne 
wenigstens von mir, daß ich zeitweilig meine interessanteren Korrespon¬ 
denzen nicht bei mir verwahrt habe. Dann soll Hr. Schneider gewisser¬ 
maßen die Teufelserscheinungen soufflirt haben durch seine Frage an die 
Kunz: ob sie auch schon den Teufel gesehen? Während das öffentliche 
Ministerium sonst der Kunz nicht glaubt, ruft es hier eine angebliche 
Aeußerung derselben gegen den Beschuldigten an, aus der übrigens gar 
nichts herzuleiten ist. Es folgt dann der Kaplan Dicke, der so ziemlich 
mit dem Beschuldigten Dr. Thömes in einer Lage ist. Beide sollen 
durch ihre schriftstellerische Thätigkeit die ihnen zur Last gelegt:n Ver¬ 
gehen begangen haben. Es mag ihnen gegenüber nochmals betont wer¬ 
den, daß sie durchweg mit großer Sorgfalt zu Werke gegangen sind, 
oft auch dem kleinsten Detail nachgespürt haben, in einer Weise, welche 
darauf hinweist, daß es ihnen ernstlich um die Erforschung der Wahr¬ 
heit zu thun war. Wenn sie lediglich täuschen wollten, so konnten sie 
sich die Sache weit bequemer machen und doch denselben Effekt erzielen. 
Die Mittheilungen insbesondere bei Thömes sind keineswegs kritiklos 
gegeben, vielmehr die Zweifelsgründe schon durch die ganze Ausdrucks¬ 
weise angedeutet. Dem einen oder andern der Historiker, welche Dr.
	        
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