Full text: Der Marpinger Prozess vor dem Zuchtpolizeigericht in Saarbrücken

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welcher der Hr. Pastor Neureuter die hl. Kommunion ertheilt hat, weil 
er sie für gefährlich krank hielt. 
Zeuge sagt: „Ich wurde gerufen, weil das Kind einen kranken 
Fuß hatte; später hörte ich, es sei aufgeregt und sonst noch krank; 
weitere Mittheilung über die Krankheit wurde mir nicht gemacht; ich 
wurde nicht aufgefordert, das Kind zu besuchen." 
Neur. weiß nicht mehr, wann das Kind versehen worden ist. 
Der Ober-Prokurator hat den Aussagen des Zeugen Bm- 
gemer entnommen, daß es am 7. August gewesen sei. 
Dr. Trost hat am 18. August bezeugt, erhübe „vor drei Wochen", 
also am 28. Juli, dem Kinde eine Salbe verschrieben. 
Verth. Bachem: Der Zeuge Domkapitular Arnolds hat be¬ 
kundet, das; Pastor Neur., weint er von der Gefährlichkeit der Krank¬ 
heit des Kindes überzeugt war, verpflichtet war, dem Kinde 
die h. Kommunion als Wegzehrung zu reichen; er glaubt, zu dieser 
Bemerkung hier, während des Zeugenverhörs, darum Veranlassung zu 
haben, weil er ja unmöglich später über jede Zeugenaussage seine Be¬ 
merkung machen könne. 
Präs.: „Ich kann mich aber nicht über die dem Plaidoyer vor¬ 
greifenden Bemerkungen äußern." 
Verth. Bachem: „Ich verlange das nicht, sondern ivill nur wäh¬ 
rend des Zeugeuverhörs ausräumen, was ich nicht mehr später 
ausräumen kann, wenn ich nicht das gesammte Zeugenverhör 
hier Ihnen wieder vorführen soll." 
Es wird aus dem 6. Bande der Akten ein von verschiedenen Ge¬ 
richtsbeamten aufgenommenes Protokoll vom 9. August 1877 verlesen. 
Diese Gerichtspersonen haben das Grabmal der verstorbenen Schwester 
des Herrn Pastor Neur. besichtigt; sie fanden, daß die an diesem Grab¬ 
male angebrachte Statue der Mutter Gottes nicht ein Kind in den Ar¬ 
men trägt und, wie im Protokolle ausdrücklich bemerkt wird, den Kin¬ 
dern bei ihren Aussagen über die Erscheinungen nicht als Vorbild 
gedient haben kann. Das vom Pastor Neur. gemalte Altarbild 
war nicht in der Kirche. Die Gerichtspersonen fanden viele Verkaufs¬ 
läden mit Bildern und Blechgefäßen. Es wurde in den Häusern der 
3 Kinder mit Beschlag belegt ein Gebetbuch und eine biblische Geschichte 
von Schuster, welche 114 Abbildungen enthält. Margaretha Kunz 
wurde im Bette gefunden; Staatsprokurator Masson sagte ihr, sie solle
	        
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