Full text: Der Marpinger Prozess vor dem Zuchtpolizeigericht in Saarbrücken

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Es nehmen das Richterkollegium, der Ober-Prokurator, die Ver¬ 
theidiger und der Zeuge Einsicht von einem Plane von Marp. 
Elisa Klein ist seil 1. Sept. 1876 Lehrerin in Marp. an Stelle 
der Lehrerin Andre, welche damals von Marpingen nach Tholep ver¬ 
setzt wurde Andrò hat mit ihr nur wenig über die Erscheinung gesprochen, 
die Zurückhaltung derselben hat auf die Zeugin den Eindruck gemacht, 
als ob Andrò nicht an die Wirklichkeit der Erscheinung glaube. 
Präs.: „Hat Andrò vielleicht zu Ihnen, als der Na hfolgerin, kein 
rechtes Vertrauen gehabt?" 
Zeugin: „Doch,' aber sie sprach nicht gerne über die Sache: 
ich weiß keine weitere Aeußerung der Andrò darüber." — Die eigene 
Beobachtung der Kinder beschränkt sich ans Folgendes: „Am 1. Sep¬ 
tember sagten mir zwei Kinder während der Unterrichtspause, daß sie 
die Erscheinung oben an der Bank gesehen; ich habe mir die Stelle nicht 
zeigen lassen; ich weiß nicht, ob ich sie über das Aussehen der Erschei¬ 
nung ausgefragt habe." 
Präs.: „Waren die Kinder unaufmerksam?" 
Zeugin: „Am ersten Tage habe ich sie noch nicht gekannt, al'o 
auch nicht beobachtet: am zweiten Tage habe ich keine Zerstreutheit be¬ 
merkt, meine aber, daß im Blicke etwas Besonderes gelegen habe, weil 
die Kinder blaß ausgesehen haben." 
Präs.: „Hatten die Kinder viele Anstrengung durch die Fragen 
der Fremden?" 
■ Zeugin: „Sie wurden von ihnen viel gefragt; wenn ich mich 
näherte, zogen sie sich zurück." 
Präs.: „Etwa deßhalb, weil Sie sich näherten?" 
Zeugin: „Ich dachte so, weil ich den Kindern verboten hatte, 
mir von der Sache etwas zu sagen." 
Verth. Simons: „So war also dieses Verbot die Ursache, weß- 
halb die Kinder sich bei Annäherung der Lehrerin zurückzogen!" 
Präs.: „Das ist ein Schluß, welcher nicht in das Z ugenverhör 
gehört." 
Verth. Simons: „Es ist der Vertheidigung unmöglich, in der spätern 
Vertheidigungsrede eine jede Bemerkung zu machen, welche sie über das 
im Zeug nverhör Vorgekommene zu machen hat, weil die Verhandlungen 
14 Tage lang dauern." 
Dr. Trost, Arzt in St. Wendel, wird vernommen wegen der Kunz,
	        
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