Full text: Der Marpinger Prozess vor dem Zuchtpolizeigericht in Saarbrücken

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koste; sie habe geantwortet: „20 4- und höher". Da habe Jener gesagt, 
bei einem andern Herrn habe er ihn 5 4- billiger. 
Präs.: „Das sollte wohl der Herr Pastor sein?" 
Zeugin: „Ich weid es nicht; ich glaubte, der Mann wolle Scherz 
mit mir machen." — Ferner erzählt Zeugin: „Ich ging einmal den 
Berg hinauf und trat in ein Haus; ich erschrack, als ich mehrere Geist¬ 
liche sah, und glaubte, einem Kinde wurden die Sakramente gereicht 
oder Sterbegebete gebetet. Ich habe keinen der Geistlichen erkannt. 
Nachher ist mir einer aufgefallen, der dabei war, es ist dieser {sic 
zeigt auf Pastor Schneider) gewesen." — Es wird festgestellt, daß die 
Zeugin von dem Hause der Eheleute Kunz redet. — Pastor Schneider 
erklärt, das; er jeden Morgen in Alsweiler eine heil. Messe gelesen, 
jenes Mädchen aber Morgens früh versehen worden sei: folglich 
könne er nicht dabei gewesen sein. Auch Pastor N e u r. erklärt, dan 
Schneider nicht dabei gewesen sei. 
Die Zeugin macht noch eine dunkle Miltheilung über ein angeb¬ 
liches Mrßstipendium und erklärt dann, das sei Alles, was sie 
betreffs der zur Verhandlung stehenden Sache wisse. 
Allgemeine Enttäuschung der gespannten Neugierde und grobe 
Heiterkeit! — Der Präs. entläßt die Zeugin. 
Vertheidiger Bachem: „Es liegt also abermals eine bimfie Geschichte 
vor wi: gestern. Auch in dem heutigen Falle wünscht die Vertheidigung 
schleunige und volle Aufklärung. Allerdings i st es der 
Mühe werth gewesen, eine so wichtige Zeugin durch 
Drohungen zu bee in flussen!" — Präs.: „Es scheint aus dem 
Tone, in welchem der Herr Vertheidiger seine Bemerkung macht, her¬ 
vorzugehen, daß er wenig Werth auf bie Aufklärung legt."—Bachem: 
„Ich habe allerdings diese neue dunkle Geschichte sofort ihrem wahren 
Werthe nach qualifiziren wollen." — Oberprokurator ^attberg be¬ 
merkt: „Die Sache wird jedenfalls zur gründlichen Aufklärung gelangen." 
Neunte Sitzung. 
Freitag den 7. März, Nachm, von 1/24—7 Uhr. 
Anna Meisberger, 8J. alt, aus Marp., hat gehört, wie 
die anderen Kinder gesagt, sie hätten im Walde die Mutter Ge'tes ge¬ 
sehen: sie war auch an jenem Tage mit im Walde, hat d e Mutter
	        
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