Pfarreien. Diefes Gefeß wurde am erften Pfingfttagc (6. Juni) 1802
feierlich in der Ludwigskirche verkündet. Doch erft am 17. September
1805 wurde das lutherifche Konfiftorium feierlich in der Ludwigskirche
eingeführt. In derfclben Weife wurde die reformierte Kirdie gegliedert;
das reformierte Lokal-Konfiftorium Saarbrücken {Präfident Pfarrer
Zimmermann) zählte acht Pfarreien, darunter Saarbrücken und Ludweiler
Die Pfarrer erhielten ihre Befoldung im Betrag von 500 bis 1500 Fr. aus
der Staatskaffc. Das lutherifche Konfiftorium führte feitdem Jahre 1806
auch die Verwaltung der Kirchenfchaffnei und desStifts St. Arnual.
Als aber Saarbrücken durch den erften Parifer Frieden i. J. 1814
wider Erwarten bei Frankreidi verblieben war, wurde die Beforgnis
rege, „das evangelifdic Licht möchte verdunkelt“ und der frühere Vcr-
fuch, die Hauptkirche Saarbrückens den Katholiken zu überweifen,
erneuert werden. Damit verhielt es fich folgendermaßen.
Die höheren franzöfifchen Beamten, welche alle in Saarbrücken wohnten,
waren meift katholifch. Die katholifche Kirdie aber lag in St. Johann.
Dahin mußten die Mitglieder der Gemeinde zur Kirche gehen, die
Stadt Saarbrücken dagegen hatte zwei Kirchen. Fünf der vornehmften
katholifchen Einwohner Saarbrückens richteten daher gegen das Ende
des Jahres 1807 an den Präfekten in Trier das Gefuch, den katho¬
lifchen Bewohnern Saarbrückens die Ludwigskirdie als eine fürftliche
Domäne zu überweifen. Der Präfekt wie der Souspräfekt wurden für
diefen Plan gewonnen. Die Gemeinde und der Munizipalrat wiefen
dies Verlangen entfehieden zurück. Der weitere Verfuch, in der Ludwigs¬
kirche ein Simultaneum einzurichten, fchloß fich dann an einen Brief
des Bifchofs von Trier an, wonach durch ein Dekret vom 8. Auguft
1808 Saarbrücken als der Siß einer Kantonal-Pfarrei und St. Johann
als der einer Sukkurfal-Pfarrei bezeichnet wurde, die Gemeinde alfo
gehalten wäre, für eine katholifche Kirche zu forgen. Auch diefe Zu¬
mutung wurde vom Munizipalrat mit Entfchiedenhcit zurückgewiefen,
und diefer war eher geneigt, nach dem Beifpiel der Nachbarftadt
Zweibrücken eine neue katholifche Kirche zu bauen, als ein Simultaneum
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