durchs Dorf gehen, der mit einem Hammer auf eine Pflugfchar fchfug
und fo die Leute zur Kirche rief. Später wurden zwei kleine Glocken
vom Deutfchhaus, die der Aufmerkfamkeit der Franzoien entgangen
waren, in die Stadt gebracht und die eine in der Schloljkirche, die
andere in der evangelifchen Kirche zu St. Johann aufgehängt, fo dalj
wenigftens die Uhren wieder fchiugen.
In diefer Zeit wurde die reformierte Kirche von den Franzoien zum
„Tempel der Tugend“ erklärt und von den Clubiften, d. h. von den
franzöfifchen Republikanern, zu ihrem Vcrfammlungsort beftimmt; die
geräumige Ludwigskirche aber diente öfters zu größeren Verfammlungcn
Am 21, September 1794 endete das „Ackcrbaufeft“ mit einer Rede,
die der Präfident der Clubiften in der Ludwigskirche hielt. Hier wurde
auch am lebten Tage des Jahres 1797 den Bürgern von Saarbrücken
eröffnet, dalj nach dem Abfchlulj des Friedens von Campo F'ormio
nunmehr alle Landfchaften des linken Rheinufers unter franzöfifcher
Herrfchaft Fänden; die Bürgerfchaft folle jet^t ihre Freude darüber
äußern, da^ fie von der despotifchen fürftlidien Herrfchaft befreit fei.
Die Graffchaft Saarbrücken wurde dem Saardepartement zugetcilt,
deffen Hauptftadt Trier war. Am 21, September 1798 wurden die
Kirchenbücher, die bis dahin die Geiftlichen geführt hatten, auf das
Rathaus gebracht und der Munizipalität übergeben.
Nachdem Napoleon Bonaparte fidi zum Erften Konful der franzöfifchen
Republik erklärt hatte, wurde der evangelifchen Kirche durch das orga-
nifche Gefeh vom 18. Germinal des Jahres X (8. April 1802) eine
Organifation verliehen. Die Verwaltung führten General-Konfiftorien,
deren Bezirke in Infpektionen abgeteilt waren ; diele zerfielen wieder in
Lokal-Konfiftorien. Die lutherifche Infpektion Saarbrücken zählte drei
Lokal-Konfiftorien: 1. Saarbrücken (Infpektor und Präfident Pfarrer
Röchling) mit den Pfarreien Saarbrücken, Malftatt, St. Arnual, Bifch-
misheim und Kölln; 2. St. Johann (Präfident Pfarrer Georg Ludwig
Schmidt) mit den Pfarreien St. Johann, Dudweiler, Neunkirchen,
Dirmingen, Heusweiler und Völklingen, und 3. Ott weil er mit fechs
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