Die Kirche ift das Meifterwerk des Baudirektors Stengel, der auch
die übrigen Bauten Wilhelm Heinrichs geleitet hat. Der Grundrih hat
die Form eines griechifchen Kreuzes, doch find der öftliche und weltliche
Arm etwas verkürzt, fodalj die Ausdehnung von Weiten nach Often
33 m, von Süden nach Norden aber 38 m beträgt; audi find die
Ecken des weltlichen und öftlidien Kreuzarmes abgcfchrägt. Wegen
des feuditen Untergrundes muhte man das Fundament auf einem hölzernen
Pfahlroft erbauen und Waiferabzugsdohlen anlegen.
Die Kirche kann als Muher einer proteftantifchen Predigtkirche gelten,
da Altar, Kanzel und Orgel an der Weftfeite des Langfchiffes vereinigt
find. Der Orgel und der Kanzel gegenüber war der Fürftcnftuhl.
Leider find die Emporen dem Innern nicht organifch eingefügt, fodalj
das fchöne Verhältnis der Fcnfter gehört wird. Merkwürdig crfcheint
die Unterstützung der Emporen durch Karyatiden, die dem Innern einen
etwas weltlidren Charakter geben, Die Decke ift durch reiche Stückarbeit
verziert. Die Au^enfeite, weihe durch korinthifhe Pilafter gegliedert
ift, zeigt lehr fein entwickelte Formen in den Zeichnungen der Fenfter.
Das Dach ift von Baluftraden und Bildfäulen umgeben, wcldre die
Patriarchen, Propheten, Apoftel und allegorifche Gehalten darftellen.
Unter der Kirche liegt ein Gewölbe, das zur Fürftengruft beftimmt war.
Im Wehen befindet fich der 30 m hohe Glockenturm, der fih aus dem
Viereck zum Achteck entwickelt, aber keine Haube trägt, fondern
oben abgeftumpft ift, in auffallendem Gegenfahe zu der Bauweife
jener Zeit und zu den übrigen Kirchen der Städte. Ein berufener
Urteiler nennt die Kirche eine der beften Schöpfungen des proteftantifchen
Kirchenbaues.
Uber dem nah Often gerichteten Hauptportal befindet fih folgende
Infhrift: Pofteritati! Aucta civium luheranorum in urbe Saraeponlana
multitudine, quam templum vetus prope arcem ante annos CCC ex-
structum vix amplius capiebat, Serenissimus Princeps ac Dominus,
Dom. Wilhelmus Henricus Nassovico- Saraepontanus, patriae pater,
70