andere Bedrückung verübt. Die Wohnhäuier waren verfallen und zum
Teil verbrannt, auch die Mauern, Tore und ftädtiiehen Gebäude waren
zum Teil zerftört.
Diefe traurigen Verhältniffe wirkten natürlich auch auf die Lage der
evangelifchen Gemeinde ein.
Graf Guftav Adolf (1659—1677) war redlich bemüht, wie dem ganzen
Lande, fo auch den Städten wieder aufzuhelfen. Er lielj Verzeichniffe
der ausgewanderten Bürger auffeljcn und He zur Rückkehr auffordern.
Um neue Bewohner in die verödeten Städte zu ziehen, verordnete der
Graf am 9. Februar 1664, dalj von dem Einzugs- und Zunftgeld,
das beim Eintritt Fremder in die Bürgcrfchaft entrichtet werden muffte,
einige Jahre lang ein Drittel nadigelaffen und denen, welche ruinierte
oder neue Häufer aufbauten, 5, 6 und mehr Jahre Befreiung von Real-
und Perfonall alten gewährt werden könne. Diefe Erleichterung beftand
bis 1679. In der Tat finden fich feit diefer Zeit in unfern Städten eine
Reihe von neuen evangelifchen Familiennamen, deren Träger damals
zugewandert fein müffen, z. B. Korn aus Brandenburg, Haldy aus
der Schweiz, Sehmer aus Baden u. a. Im Jahre 1671 belief fich „die
Mannfchaft“ von Saarbrücken wieder auf 225, die von St. Johann auf
191 Köpfe. Auch der Wohlftand hob fich langfam wieder, da einige
gute Jahre reiche Ernte brachten und der Holzreichtum der Wälder bei
holländifchcn Händlern guten Abfatj fand.
Diefer Friedenszuftand war leider nicht von langer Dauer; denn fchon
1672 brach infolge der Ländergier Ludwigs XIV. ein neuer Krieg aus,
der für Land und Städte verhängnisvoll wurde.
Bereits im Herbft 1672 hatten Durchmärfche und Einquartierungen
franzöfifdier Kriegsvölker ftattgefunden, doch fanden zunächft keine
Feindfeligkeiten ftatt. Gegen den Ausgang des Jahres 1673 aber
erfchien ein franzöfifdier Proviantkommiffarius in Saarbrücken, um zur
Verpflegung der TurenneJchen Armee, welche an der Saar ihre Winter¬
quartiere beziehen follte, Vorräte an Frucht und Mehl aufzukaufen,
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