1569 hat die Augsburger Konfefiion noch bei Lebzeiten Graf Johannfcn
einen ziemlidien Anfang bekommen, unangefehen er papiftifcher Religion
gewefen- Denn erblichen anno 1569 ¡ft zu Saarbrücken evangelifcher
Pfarrer gewefen Herr Peter. Eben auch in obbemeldten Jahre ift an
D. Marbadien, Superintendenten zu Strasburg, gefchrieben worden, der
feinen discipulum Herrn Johann Rüdinger gefchickt, welcher anfangs
Pfarrer zu Güdingen und Bübingen worden bis ms Jahr 1572, da
er gen Saarbrücken transferirt uf Abfterben Herr Peters.“ Der
Superintendent Georg Keiler, der als Zeitgenoffe (geb. 1555) Glauben
verdient, berichtet: „In den Jahren 1565—1567 unter der Regierung
weiland des Grafen Johannfen, welcher vor feine Perion papiftildr ge¬
wefen, haben die Stiftsherren zu St. Arnual mit Vorwiffen der Herren
Räte, unter welchen Herr Samfon Herzog der fürnehmfte gewefen, die
Meffe und aifo das Papfttum fallen laffen und angefangen das Evangelium
rein und lauter zu predigen, und ift der erfte evangelifche Prediger allhier
gewefen Herr Bariholomäus KiIburg von Bitburg. Als derfelbige
neben andern Stiftsherrn darum, dah fic fleh verheiratet, diefes Ortes
weichen müffen, ift im fuccediert Hen Petius Zophaeus von Lüheiburg.
Und nachdem derfelbe um gleicher Urfache . willen hier abziehen müffen,
ift ihm nachgefolgt und von Strasburg anhero von den Herren Räten
berufen worden Herr Johann Rüdinger, weldner in die 30 Jahr den
Pfarrdienft löblich und wohl verleben hat.“ Daraus ergibt fich, dah
der Stiftsherr Barth. Kilburg oder Kilburger, der die Pfarrftellc in
Saarbrücken verfah, zuerft mit reformatorifchen Anfichten hervortrat;
er mu^te aber, als er durch feine Verheiratung dem „papiftifchen“
Grafen offenes Ärgernis gab, weichen und war fpäter Pfarrer in Saar-
werden. Sein Nachfolger war Peter Zophaeus, Kaplan von St. Arnual,
der nach Andreae 1569—1572 Pfarrer in Saarbrücken war. Dann
folgte Rüdinger, ein Schüler des Superintendenten Marbach in Stras¬
burg, der anfangs lehr vorfichtig auftreten muhte. „Es ging fchwerlich
und furchtiam zu“, lagt Keller „und wul^te der wenigfte Teil, wie er in
der Religion daran wäre,“ Dafür gibt Andreae zwei Belege. „Einftmals
hat Herr Graf Johannes zu Naffau-Saarbrücken, als er verreifen wollen,
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