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gar spät in der Nacht mehrere Chaisen von einem starken Detache¬
ment Reuter eingebracht wurden, als die Franzosen sich unterein¬
ander erzählten, man habe den jungen Prinzen gefänglich einge¬
bracht, Gott, was empfanden wir da. Gewiß die Erinnerung
dieser schlaflos zugebrachten Nacht wird nie in unserm Gedächtnis
erlöschen. Allein unser Schmerz wurde Morgens in die lebhafteste
Freude verwandelt, den Treulosen war ihre Absicht nicht gelungen.
Wahrscheinlich war der Entschluß den Fürsten und seine
Familie zu verhaften schon geraume Zeit gefaßt gewesen, und
solcher würde vollzogen worden sein, wenn es den Franzosen nur
allein um die Personen und nicht nebenbei auch um eine fette
Beute zu thun gewesen wäre. Sie gedachten deswegen den Augen¬
blick der Abreise des Fürsten abzuwarten, und dann nicht nur ihn
mit seiner ganzen Familie zu kapern, sondern auch alles, was er
an Geld und Kostbarkeiten mitnehmen wollte. Allein das Sprüch-
wort sagt, wer zu viel verlangt, bekommt gar nichts, und so gings
den raubsüchtigen Franzosen. Des Fürsten Abreise war auf den
14. festgesetzt, und seine Reisepässe auf diesen Tag gestellet. Un-
vermuthet entschloß er sich aber am 12. Abends, da das bisherige
schlechte Wetter sich besserte, den 13. früh Morgens abzureisen,
dies geschah; und als die, so ihn fangen sollten, ankamen, war er
bereits lange in Sicherheit. Nur unser theuerster Erbprinz war
zurück, und nur die Hand der Vorsehung rettete ihn aus den
französischen Klauen. Schon war das Schloß umringt, ehe ein
Verdacht entstund, und er benutzte die letzte Minute, um sich mit
Lebensgefahr zu retten und zu den Preußen zu flüchten. Tausend
Dank dem Himmel, der ihn auf seiner Flucht beschirmte. Was
wäre aus uns geworden, wenn das teuflische Projekt gelungen wäre.
Als seine Flucht bekannt und alle Nachsuchung vergeblich war,
geriethen die Franzosen in Wuth, die sie auf eine schändliche Art
äußerten. Der geheime Rath Eichberg und ein Hofcavalier von
Bertel wurden arretirt und nach Saarbrücken abgeführt. Ein
starkes Detachement blieb in Neunkirchen zurück um alles, was
dem Fürsten gehörte, welches als bonue prise erklärt war, zu
packen und auszuräumen. Allein in diesem löblichen Geschäft
wurden sie gestern gestört, indem die Preußen solche von Neun-
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