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nachbarlichen, sondern in näheren Verbindungen durch Heurathen.
Die Franzosen fütterten sich von unsern Früchten und ihre Pferde
von unserm Heu und Hafer, besonders aus der Grafschaft Saar¬
werden, in deren Nachbarschaft gewöhnlich französische Cavallerie
in Garnison lag. Unsere ihnen ganz unentbehrlichen Steinkohlen,
unser Eisen, unser Glas und andere Produkte standen ihnen im
billigsten Preis zu Kauf. Ihre Specereiwaaren erhielten sie durch
die Saarbrücker Kaufleute. Selbst ein großer Theil ihrer Unter¬
thanen au der Grenze, Protestanten unb Catholiken, erhielten un¬
entgeltich Speise für ihre Seelen von unsern Pfarrern und
Pastoren. Ein Theil unserer jungen Mannschaft war in ihrem
Militär unter des Fürsten Regimentern.
Unparteiische und prompte Justiz ertheilten ihnen unsere Ge¬
richte, auch wir erhielten solche von ihnen, nur etwas langsamer
und kostbarer. Und wenn man doch alles sagen muß, ein halb
Dutzend lotharingische Dörfer voll Bettler um Saarbrücken herum
lebte blos von Saarbrücker Almosen. Dieses alles litt durch die
Wiedergeburt der französischen Nation keinen Stoß, sondern ging
seinen alten Weg fort. Der Fürst betrug sich gegeu solche auf die
freundschaft-uachbarlichste Weise. Keine Emigrirteu wurden im
Laude geduldet. Nur einige engländische Familien, welche sich bei
dem bekannten Vorfall zu Nancy von dort weg begeben hatten,
verweilten einige Wochen in Saarbrücken. Allen auswandernden
Franzosen war nur ein Aufenthalt von vier und zwanzig Stunden
verstattet, und dem guten Vernehmen mit der französischen Nation
wurden die glänzendsten Anerbietungen, welche jene dem Fürsten
machten, und der ungeheure Vortheil, den ihr Aufenthalt der Stadt
würde gebracht haben, aufgeopfert. Alles, was der Fürst und
Privatleute an Fourage und Früchten missen konnten, wurde den
Franzosen überlassen, welche ihre leeren Magazine damit anfüllten.
Französische Deserteure, die sich ins Nassauische flüchteten, wurden
entwaffnet und ihre Armaturstücke der Nation ausgeliefert. Die
benachbarten neuerrichteten französischen Gerichte wurden fetiret,
und mit diesen und den Distriktsverwaltern eine völlige Harmonie
unterhalten. Kurz, Fürst und Unterthanen beeiserten sich alles zu
thun, um die Freundschaft mit der Nation, welche die Politik be-