45
denn so unvergeßlich mir die vergnügten Tage, die ich einst in Metz
verlebte, sein werden, so wünsche ich doch jetzt nicht da, am wenig¬
sten als Gefangener zu sein. Vive la liberte, aber im deutschen
Vaterlande. Leben Sie wohl.
vierzehnter Brief.
S. den 16. Mai 1793.
Ich erinnere mich Ihnen, mein Theuerster, in einem oder
mehreren meiner Briefe bemerkt, wenigstens angedeutet zu haben,
daß ungeachtet der wiederholten heiligsten und verbindlichsten Ver¬
sicherungen der Franzosen, daß Fürst und Land von ihnen unge¬
kränkt bleiben und als Freund und Freundesland behandelt wer¬
den sollte, es dennoch Leute hier gäbe, welche in Mißtrauen und
Unglauben verhärtet seien, daß solche aber von der Menge der
Gläubigen überstinimt würden. Ach! warum ist jenes Mißtrauen,
jener Unglaube auf eine schreckliche Art gerechtfertigt worden?
Aber vor wenigen Tagen ist der Vorhang aufgezogen worden,
hinter dem sich die französische Falschheit verbarg, 'and das treu¬
lose Volk steht in seiner wahren Gestalt vor unsern Augen.
Ehe ich Ihnen die traurigen Auftritte der nächstverflossenen
Tage schildere, will ich nun, die ganze Schändlichkeit des französi¬
schen Verfahrens gegen uns ins Licht zu setzen, nur eine leichte
Skizze unserer ehemaligen Verhältnisse mit den Franzosen und
unseres Betragens gegen sie seit ihrer Wiedergeburt voraus schicken.
Der Vater unsers regierenden Fürsten bot bald nach seinem
Regierungsantritt alle Kräfte auf, um bisherige Grenz- und andere
Streitigkeiten mit dem mächtigern Nachbar auszugleichen und ein
dauerhaftes gutes Vernehmen mit ihm festzusetzen. Es gelang ihm
auch mit außerordentlichen Kosten und beträchtlichen Aufopferungen.
Der jetzige Fürst setzte dessen Bemühungen fort, und mit gleich
gutem Erfolg. Die beiderseitigen Unterthanen waren nicht nur in