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verabreichen, welches die Republik dann ebenfalls behalten hat und
welches wenigstens 20 000 Gulden an Werth beträgt. Dann
wurden auf einigen benachbarten Werken, welche Privatleuten ge¬
hören, eine beträchtliche Quantität Kienruß, Salmiak, Alaun, Berliner
Blau, Bittersalz u. f. w. von der Beschützerin des Eigenthums der
Privatleute weggenommen.
Dann bemächtigte man sich der eisernen Gesimse am Schloßhof,
dem Schloßgebände, den Fürstl. Gärten und an den Thoren zu
St. Johann, ungeachtet dieses das letzte Eigenthum der Stadt war,
endlich gar noch der eisernen Thore an den Kirchhöfen und der
eisernen Thüren an Privatgärten, welches alles nach Frankreich
abgeführet wurde. Es war den Franzosen nicht genug an dem
Raube dessen, was wir hatten und sie fanden; wir sollten auch
noch suchen um ihre Beute zu vergrößern. Ein Commissär ließ
öffentlich bekannt machen, daß wir die Haubitzgranaten, Kanonen-
und kleine Kugeln, die die Preußen in unsrer Gegend verschossen
und wir wahrscheinlich gefunden hätten, nicht nur bei Todesstrafe
auf der Stelle abliefern sondern auch die übrigen noch aus dem
Felde aufsuchen sollten. Eine nochmalige Heuliefernng folgte hier¬
auf. Und endlich wurde den Beamten anbefohlen in den Städten
und auf dem Lande eine bei Verlust der Köpfe richtig verfertigte
Consignation alles Viehes, alles Futters und aller
Früchte, welche noch vorhanden sind, einzubringen. Diese letztere
Verfügung hat allgemeine Furcht erregt, da mail nichts gewissers
erwartet als daß alles aufgezeichnete weggenommen und weg¬
gebracht werden wird.
Urtheilen Sie also von der Lage, worin uns diese Furcht
versetzt, und welche wahrlich so erbärmlich ist, daß sie keiner Ver¬
schlimmerung mehr bedarf. Der Mangel an Lebensmitteln aller
Art ist äußerst groß und was das schlimmste ist, unersetzlich. Die
Hungersnoth ist vor der Thür, und manche Familien leiden solche
wirklich. Ansteckende Krankheiten, durch den Mangel vermehrt,
wüthen mit der größten Heftigkeit, so daß wöchentlich 10 bis
20 Personen dahin sterben, fast der vierte Theil der gewöhnlichen
Sterblichkeit eines ganzen Jahres; und bei alle dem keine oder
nur eine entfernte Aussicht, daß sich unsre Lage verändern werde.
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