11
glücklichen Erfolges dessen Ausführung versuchen, „den Sohn mit
dem Vater zu entzweien, den edeldenkendsten Prinzen zum Theil-
nehmer einer niedrigen Cabale zu machen und dessen Ehre, Fürsten-
und Sohnespflicht eines leichten Vortheils willen zu compromittiren?"
Und dennoch wurde dieses Projekt von den Ueberweifen gefaßt, die
Punkte entworfen, mit der unbegreiflichstenUnverschämtheit vorgetragen,
aber auch mit der verdientesten Verachtung und dem lauten Bei¬
fall aller Redlichen abgewiesen. Nun blieb nichts übrig als in
den Kräften der Städte selbst Unterstützung zu suchen. Aber auch
hier hatte sich die Scene verändert. Sie erinnern sich aus meinen
ältern Briefen, daß der größte Theil der Bürger deutsch und treu
gesinnt war, daß wenn solcher auch Abstellung mancher vielleicht
nicht unbegründeter Beschwerden von seinem Landesherrn wünschte,
dennoch eine gänzliche Staatsumwülzung von ihm niemals auch
nur gewünscht wurde, sondern er bei seiner Verfassung bleiben
wollte. Bei diesen änderte die Ankunft der fränkischen Armee jene
Gesinnung nicht. Was etwa noch schwindelte, wurde theils durch
das Betragen der Neufranken, theils durch den Gedanken, daß das
Kriegstheater sich in unsre Gegend ziehen werde, auf die nämliche
Seite gelenket, denn mit der anschaulichen Betrachtung einer fran¬
zösischen Armee verband sich per associationem idearura auch der
Gedanke der Möglichkeit, daß wir eine deutsche Armee hier haben
könnten. Es blieben also nur einige Neuerungssüchtige vom Hähern
Flug und einige Ohnehosen übrig. Wahrscheinlich waren jene von
dieser Stimmung des Volks nicht genau unterrichtet, sonst würden
sie nicht, was sie gethan, gewagt haben, würden sie nicht eine
Menge zum Theil unsinniger Beschwerungspunkte aufgesetzt und
die ganze Bürgerschaft für sich, ohne Mitwirkung des Stadtraths,
um solche ihr bekannt zu machen und ihre Genehmigung zu er¬
halten, zusammen gerufen haben. Aliquando dormitat — G. R.
Wenn der Erfolg dieses unbefugten Zusammenrnfs ihren Wünschen
nicht entsprach, so entsprach er doch denen jedes Rechtschaffnen.
Die Bürgerschaft versammlete sich in der Ueberzeugung, daß sie
von dem Stadtrath berufen feie, auf dem Rathhaus. Es wunderte
sie, daß der Stadtrath nicht erschien, und als sie erfuhr, daß er
in einem andern Zimmer versammlet sei, wurde eine Deputation