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sehr natürlich. Sie sahen den Mangel vor Augen und fühlten
schon die Qualen des Hungers , und nun haben sie auf einmal
Brod, Fleisch und Wein die Fülle, und wir sind ausgefressen, und
die letzte Hoffnung uns aus der Pfalz mit Lebensmitteln zu ver¬
sehen ist vernichtet. Selbst unsre bisherige Quelle, das Leyische
Land, ist für uns verstopft. Nach den unglücklichen Ereignissen
im Elsaß und der Entfernung der Deutschen verzweifelten die
kleinmüthigen deutschen Bewohner der Leyischen Herrschaft an
ihrem Heil, zumal da fr. Commissärs bei ihnen einrückten und
ihnen ziemlich starke Kriegssteuern ansetzten. Sie faßten daher
den Entschluß sich zur Reunion der Republik anzubieten.
Dieses wurde von den Commissärs einstweilen bis zum Beschluß
des Rat. Conv. angenommen, ihnen aber dennoch auferlegt die
Kriegssteuern und Lieferungen zu leisten, dabei aber als Republi¬
kanern in spe bei Lebensstrafe verboten das mindeste von Getreide
oder andern Lebensmitteln, deren Allsfuhr in Frankreich verboten
ist, auszuführen. Dies ist also ihr Gewinllst, den sie von ihrer
Thorheit hatten, welche wir aber hart mitbüßen müssen, da dies
unsere einzige Zuflucht war.
Das schlimmste dabei ist, daß wir mit unsern Beschwerden
von den Franzosen verhöhnet werden. Warum habt ihr euch nicht
mit der Republik vereinigt? Warum vereinigt ihr euch nicht mit
derselben, dann bekommt ihr Früchte unb Lebensmittel. Laßt euch
von den Deutschen Lebensmittel schicken! Geduld! die Preußen
kommen bald wieder und bringen euch Brod und Wein! Dies
sind die Antworten, die wir auf unsre Klagen, ans unsre Bitten
erhalten. Aber so klar ihre Absicht vor Augen liegt, wollen wir
solche doch ilicht verstehen, und unsere Standhaftigkeit ist bis jetzt
unerschütterlich. Ob sie dem allmächtigen Bälldiger, dem Hunger,
dereinst widerstehen wird, muß die Zeit lehren. Leben Sie wohl.