Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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so scheint es doch, daß ihre Wiedergeburt noch nicht vollkommen 
ist. Wenigstens hat es ihnen in Ansehung der Unbesonnenheit 
noch nicht geglückt, vielleicht weil solche zu tief in ihren Charakter 
eingewurzelt ist. Davon konnten wir uns durch ein auffallendes 
Beispiel belehren. Nur schade, daß solches nicht ohne ein beträcht¬ 
liches Lehrgeld geschah. Das französische Truppencorps hatte 
seinen Marsch angetreten, ohne im geringsten mit denjenigen Be¬ 
dürfnissen versehen zu sein, welche eine militärische Expedition be¬ 
sonders in dieser Jahreszeit ohnumgänglich erforderte. Es war 
ohne Zelte und ohne Decken. Diesen Mangel empfanden sie 
aber nicht eher, als bis ihnen hier im Lager der rauhe Nordwind 
unter die Nasen blies und ihnen Zittern und Zähneklappern ver¬ 
ursachte. Nun erhuben sie eine jämmerliche Klage bei dem General 
Ligneville, welche ihn in große Verlegenheit setzte. Allein bald 
sucht' er durch ein Machtwort sie zufrieden zu stellen. Er befahl, 
daß die Städte bei Strafe militärischer Exemtion 2000 Stück 
wollene Decken liefern sollten. Aus besonderer Nachsicht wollte 
er auch baumwollene annehmen, und aus überschwenglicher Groß- 
muth das Stück mit 3 Livres oder 1 fl. 22^ kr. bezahlen. Gut 
wär' es gewesen, wenn er zugleich angezeigt hätte, woher diese 
großen Mengen Decken genommen werden sollten, in einer Stadt, 
wo man sich noch nach alter Sitte mit Federbetten bedeckt und 
wollene Decken nicht im Gebrauch sind. Die Unmöglichkeit der 
Lieferung wurde ihm begreiflich gemacht. Allein er beharrte, be¬ 
gegnete den ersten Bedienten des Fürsten, gelind gesagt, unhöflich 
und drohend, gab nur alsdann erst nach, als die vornehmsten 
Stabsoffiziere Partie gegen ihn nahmen und ihm vorstellten, daß 
es nur Republikanern, nicht aber sklavischen Deutschen möglich 
sei, Unmöglichkeiten möglich zu machen, und begnügte sich mit einigen 
hundert Decken, die man aus den fürstlichen Ställen und bei den 
Tuchmachern zusammenbrachte, ohne jedoch die versprochene Kleinig¬ 
keit von 3 Livres zu bezahlen. 
Endlich am dritten Tag hörten wir mit größerem Vergnügen 
als die Franzosen den Generalmarsch schlagen. Alles brach auf, 
reiste ab. Wohin? dies ist Ihnen wohl jetzt mehr ein Geheimnis 
als uns. Während ihrem hiesigen Aufenthalt suchten die Generals
	        
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