Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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merken, daß er um dieser Sache willen nicht wichtigere habe ver¬ 
säumen wollen, versprach jedoch, solche noch diesen Nachmittag zu 
verfertigen und an die militärische Commission nach St. Johann 
zu schicken. In dem Fall würde die Sache förmlich untersucht, 
dem Denunciaten seine Vertheidigung zugelassen, das Urtheil ab¬ 
gefaßt, sodann acta an das Dfcer-tribunal criminel nach Paris 
gesendet, daselbst Denunciat durch einen Défenseur officieux noch¬ 
mals vertheidigt und alsdann das Urtheil confirmiret oder reformiret 
worden sein, und wenigstens wäre alsdann die Form beobachtet 
worden. Durch diese Aeußerungen des Secretärs wurde Hofrath 
Wilkens kühn gemacht sein Gesuch dringend zu wiederholen, sogar 
etwas von der Unschuld und bekannten Ehrlichkeit des Meyers 
einfließen zu lassen, welches letztere aber von dem Repräsentanten 
mit finstrer Stirne aufgenommen und ihm mit einem ne parlons 
pas de cela Stillschweigen darüber aufgelegt wurde. 
Eine Ordonnanz brachte Ehrmann einen Brief, er las ihn, 
ging nachdenkend einige Minuten im Zimmer aus und ab, und 
Hofrath Wilkens glaubte sein Gesuch sicher verwilligt zu sehen, als 
er die abscheulichen Worte aus dem Munde des Repräsentanten 
hören mußte: 
Doctor! es ist nicht nöthig, daß Sie dem Arrestanten 
Medicin verschreiben, Morgen um 10 Uhr lasse ich ihn erschießen, 
dann braucht er keine Medicin und auch kein anderes Logis mehr! 
Citoyen Secrétaire, geben Sie sogleich Ordre an le Vasseur, 
daß er ihn auf der Stelle révolutionnairement jugiren solle. 
Hofrath Wilkens hat mir mehrmals versichert, daß dieses ab¬ 
scheuliche Todesurtheil aus dem Munde eines Mannes, der einige 
Minuten vorher nichts von dem Manne und seinem Verbrechen, 
ja der dieses noch jetzt nicht einmal wußte, indem der Secretär 
nur überhaupt von einer Anklage geredet hatte ohne die Klag¬ 
punkte zu bemerken, einen solchen Eindruck auf ihn gemacht habe, 
daß er nicht wußte, wie er sich bei dem Mörder beurlaubt hat und 
wie er nach Haus gekommen ist. 
Als er sich nach einiger Zeit in seinem Sessel hingeworfen 
wieder fand, hielt er's für seine Pflicht, so gefährlich ihm deren 
Ausübung auch werden konnte, den Bruder des Meyers von dessen
	        
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