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prise erklärt und, alles Protestirens ungeachtet mit nach Metz ge¬
führt. Da er ein bekannter Freund der Franzosen ist, so hat sein
Unglück wenig Mitleid erregt, und seine Bemühung der nähern
Gesellschaft seiner französischen Freunde zu entgehen stimmt nicht
mit dem überein, was er sonst rühmt' und wünschte. *)
Fünfter Brief.
den 8ten December 1793.
Die Zeit ist so reich an Kriegsbegebenheiten und Civilproce-
duren der Franzosen, daß ich die Geschichte wieder in Abschnitte
abtheilen muß.
Die letzten Tage des vorigen Monats waren wir in beständiger
Unruhe. Wir hörten den Donner der Kanonen in der Entfernung
gegen Lautern hin fürchterlich rollen. Wir erflihren, daß die
Franzosen die Deutschen in ihren dortigen Verschanzungen ange¬
griffen hätten. Wir erfuhren, daß sie zurückgeschlagen seien. Allein
auf der andern Seite erfuhren wir auch das Gegentheil, die Preußen
sollten zum Rückzug gezwungen worden fein, und Ehrmann erhielt
am 30sten November einen Courier, mit welchem ihm vermuthlich
antieipnnäo, wie einst Soubise den Sieg bei Roßbach seinem König
meldete, Tag und Stunde gemeldet wurde, wenn die Franzosen in
Laulern eingerückt wären, welches er mit großem Jubel feinen
Consorten und dem Magistrat verkündigte. Allein mit Anbruch
der Nacht wurde Ehrmann und wir vom Gegentheil überzeugt, da
*) Alle Bemühungen ihn aus seiner wirklichen ungerechten Verhaftung zu
befreien waren vergebens. Er blieb sitzen, und seinen Sollicitationen wurde
dadurch ein Ende gemacht, daß man ihm unumwunden zu verstehen gab, daß,
da zu seiner Zeit auch in Saarbrücken Geiseln mitgenommen werden würden,
man die Mühe ersparen wolle ihn zweimal zu fangen. Er kam erst im Früh¬
jahr 1795 mit den übrigen Saarbrücker Geiseln los unb starb bald nachher an
den Folgen seiner langen Gefangenschaft.