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Die Preußen hatten keine Brecheisen. Einige im Arrest be¬
findlich gewesene französische Soldaten hörten die fruchtlosen
Versuche, welche sie mit Bajonetts und andern Werkzeugen
machten um die Thüre zu eröffnen. Auf ihr Geschrei wurde
die Garnison munter, die Truppen vor dem Thor hatten keine
Kanonen um solches einzuschießen. Nun blieb der Sturm
übrig, und der wurde durch herabgestürzte Holzblöcke vereitelt.
Das Unternehmen scheiterte, und viele Preußen verloren ihr Leben,
weil man ein starkes Brecheisen und eine Kanone für überflüssig
hielt mitzunehmen. So erzählen die hellt angekommenen Fran¬
zosen als Augenzeugen den Vorfall *) und gedenken dabei der
Deutschen Klugheit mit geringem, ihrer eignen Tapferkeit aber
mit desto größerem Lobe.
den 17ten November.
Ein fürchterliches Lärmen weckte uns diesen Morgen aus dem
Schlafe und verscheuchte die angenehmen Träume, welche die Hoff¬
nung, die wir seit einigen Tagen geschöpft hatten, geschaffen haben
mochten: Wir glaubten die Deutschen im Anmarsch, warfen uns
aus den Betten und eilten an die Fenster. Aber wie waren wir
betrogen, als von allen Seiten der Freudenrlif, der aber uns mit
Donnerkraft erschütterte: Les Prussiens ont f. . . le camp, uns
in die Ohrell tönte. So republikanisch kernhaft die Ausdrücke
dieser Bekanntmachung waren, so stunden wir doch an sie zu glau¬
ben. Allein ein Blick von unsern Observatorien in die Gegend
der deutschen Lager überzeugte uus von der Wahrheit derselben.
Mann und Zelte waren weg, unb schon stieg Rauch und Flamme
von den Lagern in die Höhe, wo die Franzosen bereits die Erd¬
hütten und das zurückgelassene Stroh in Brand gesteckt hatten.
Die Franzosen rüsteten sich unterdessen um in corpore den fliehen¬
den Feind zu verfolgen. Wohlweislich aber übereilten sie sich
nicht mit dieser Verfolgung, und der Ausmarsch geschah erst um
*) Und ihre Erzählung ist im wesentlichen von der der deutschen Augen¬
zeugen, die ich gesprochen habe, nicht verschieden.