Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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ist. Diese sehen ein, daß sie sich bei einem Angriff der Deutschen 
nicht halten können. Die Vorfälle am 29sten Sept, und 7ten Oktober 
haben sie belehrt, daß beim wirklichen Angriff der allergrößte Theil 
der Truppen auf Rettung des Lebens, nicht auf Plündern be¬ 
dacht sein wird und man von dieser ville riche mit trocknen: 
Munde und leerer Tasche abziehen müßte. Dies mag dann wohl 
das raubgierige Gesindel geschmerzt und es zu dem Versuch gereizt 
haben durch die schändlichste Verläumdung die Truppen wüthend 
zu machen, eine Plünderung zu veranlassen, die Städte in Brand 
zu stecken und dann mit dem Raub wegzuflüchten. Auch die Gut¬ 
gesinnten würden um der Rache der Deutschen zu entgehen gefolgt 
sein. Dies war das teuflische Projekt, welches zu unserm Glück, 
wahrscheinlich wegen der Nähe der Deutschen, gescheitert ist. Unter¬ 
dessen hat die Verläumdung doch eine starke Sensation gemacht, 
und selbst Ehrmann mag sich nicht ganz sicher geglaubt haben, da 
er einen lächerlichen Versuch gemacht hat Disharmonie unter den 
hiesigen Einwohnern zu erregen um dadurch eine Verbindung gegen 
die Franzosen zu verhindern. Er ritt nämlich mit allen Orna¬ 
menten eines Volksrepräsentanten decorirt zu ben Verschanzungen, 
woran einige Hundert ärmere hiesige Einwohner arbeiteten, uttb 
haranguirte solche ächt republikanisch. Zuerst äußerte er seine große 
Verwunderung, daß keine Großhänse und Stubenjungfern, wie er 
in seinem Straßburger Deutsch unsre wohlhabenderen Einwohner 
und Frauenzimmer benamte, an den Verschanzungen arbeiteten, 
schwur: „daß er solche auch dazu bringen wolle, daß sein und der 
Republik Wille nicht sei, daß so wie unter der tyrannischen vorigen 
Regierung der Arme für den Reichen arbeiten sollte; daß er diese 
so klein machen wolle, daß sie nicht mehr wie bisher den Armen 
ihre Aecker und Wiesen abkaufen könnten" ; pries diese glücklich von 
dem Joch der Reichen befreit zu sein und jetzt unabhängig und 
unter dem Schutz der Republik glückselig zu leben, u. s. w. Ver¬ 
muthlich erwartete er nun ein lautes vive la république! vive 
le représentant! Allein es erfolgte nicht, die Arbeiter stunden 
mit offnen Mäulern da und lachten. Ein armer ehrlicher alter 
Mann nahm endlich das Wort und bebeutete dem Redner — „daß 
sie nicht umsonst für die Reichen schanzten, sondern reichlich be¬
	        
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