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Nun war mir's begreiflich, daß man in den Franzosen die
strengen Beobachter ihrer allgemein bekannten Grundsätze noch jetzt
zu erblicken wähnte; daß jeder aus den niedrern Ständen sie nur
für Feinde der Fürsten, des Adels linb der Geistlichkeit hielt, in
ihnen aber die erklärtesten Freunde, Vertheidiger und Beschützer
des Eigenthums der Bürger verehrte; daß nun diese Volks¬
klassen nur mit Widerwillen und aus Zwang zur Ver¬
theidigung des deutschen Vaterlandes mitwirkten; daß man die
unglücklichen Deutschen, die die Pflicht der Selbsterhaltnng — es
bedarf nicht immer der Guillotine, auch moralische Uebel todten —
zur Flucht gezwungen hatte, kaltsinnig behandelte und ihre Er¬
zählungen für Fabeln hielt; daß man endlich die Annäherung der
Franzosen, wenn man sie auch nicht überall wünschte, doch nicht
fürchtete, und die Bewohner der occupirten Länder, statt sie zu
bedauern, glücklich pries und — beneidete. Mir schien es keine
unnütze Arbeit zu sein, diese Irrenden imb Verführten eines bessern
zu belehren, und dazu die Geschichte meines Vaterlandes vorzüglich
geschickt. Dieses mußte sich früher als andere deutsche Länder
unter die französische Obergewalt beugen. Es war beständig unter
derselben. Da konnte alles, was Robertpierre's schändlichen Ge¬
sellen Zerstörungssucht, Raub- und Mordlust eingab, ungestört
ausgeübt werden. Das ganze System enthüllte sich in allen
Nüancen. Wenn man dieses Loos und die freundschaftlichen Ver¬
hältnisse, in welchen wir vor und nach der Revolution mit den
Franzosen gestanden, und das Betragen, welches Fürst und Bürger
gegen sie beobachtet hatten, betrachtete, so mußte auch der für ihre
Grundsätze Eingenommenste den Widerspruch ihrer Handlungsweise
mit jenen, und in unserm Schicksal sein eignes, vielleicht unter
andern Verhältnissen noch ein härteres, wenn eins möglich war,
erblicken.
Ich war im Stande, diese Geschichte dem Publikum mitzu¬
theilen, da ich solche in Briefen an einen meiner Freunde, so wie
sie geschah, an Ort und Stelle, aber freilich in sehr verschiedenen
Lagen und Gemüthsstimmnngen verfaßt hatte. Diese Briefe habe
ich gesammelt, geordnet, nach nachherigen Erfahrungen berichtigt,
einige Anmerkungen beigefügt, lind so lege ich solche dem Publikum