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rauchenden Gebäuden, stellten Betrachtungen über die Vergänglich¬
keit menschlicher Herrlichkeit an, überschauten das Gemälde aller
Vergnügungen, die wir einst da genossen hatten, sahen den Fürsten,
wie er mit lächelnder Miene sich unserer Freude ohne sie zu stören
freute, sahen wieder das Bild, das sich oft unsre Phantasie erschuf,
den Liebling unsres Herzens an seiner Stelle, unter seinem glück¬
licher: Volke wie ein Vater unter seinen Kindern wandeln und er¬
wachten erst, als ein noch schändlicherer, schrecklicherer Auftritt uns
aus unsern Betrachtungen aufschreckte. Könnte man bei den Fran¬
zosen, nämlich denjenigen, welche die Macht in Händen haben und
welche sich zur Scharrde der französischen Nation die Nation neunen,
menschliches Gefühl vermuthen, so würde man glauben müssen, daß
das Verbrennen auf dem Lrrdwigsberg zu unserm Bester: geschehen
sei um nämlich ur:s stufenweise durch den mindern zum größer::
Schrecken vorzubereiten. Um 8 Uhr Abends ertönte ein fürchterliches
Geschrei aux armes! aux armes! auf den Straßen. Nicht einmal
eine Minute blieb uns der Gedanke eines Angriffs der Deutschen.
Ein Blick ans dem Fenster zeigte uns die wahre Ursache: das
schöne fürstliche Schloß stand in hellen Flammen. Ich würde ver¬
gebens versuchen Ihnen den Schrecken zu schildern, welchen dieser
unerwartete schreckliche Anblick bei den Einwohnern verursachte, ver¬
gebens die Furcht, welche die Franzosen ergriff, und den Lärm der
Munitionswagen, welche von Saarbrücken nach St. Johann ge¬
bracht wurden, das Geschrei derjenigen, welche von St. Johann
r:ach Saarbrücken flüchtete;:, wozu alle Franzosen gehörten, welche
nicht in Militärdiensten standen. Ein großer Theil der Soldaten
folgte verstohlen nach. Die Franzosen ergriffen alle das Gewehr
und stellten sich in die Straßen, obwohl mit Furcht und Zittern,
da einige alle Augenblicke einen Angriff von den Deutschen ver¬
mutheten, andre glaubten, daß die Armee im Abmarsch sei und
das Verbrennen des Schlosses wie an anderer: Orten z. B. zu
Homburg noch die letzte Heldenthat vorstellen sollte.
Wir glaubten das letzte, und niemand unterstand sich aus
Furcht vor Plünderung sein Haus zu verlassen, zumal da man
sah, daß alle Rettung vergeblich war und man erfuhr, daß die¬
jenigen, welche von St. Johann zum Löschen nach Saarbrücken
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